Hoch hinaus

Bild: Claudia Hofrichter

Ein Impuls unserer Geistlichen Leiterin Claudia Hofrichter im September

Hoch hinaus

„Einmal hoch hinaus“ – diesen Wunsch und diese Sehnsucht hat jede und jeder von uns sicher schon einmal verspürt. Jede und jeder findet eine Möglichkeit, dieses Hoch-hinaus-Gefühl einmal zu erleben. – Jedes Mal, wenn ich von einer Hängebrücke in erreichbarer Nähe höre, packt es mich: Da will ich hin – hoch hinaus. Da will ich drüber laufen – in schwindelnder Höhe in die Tiefe blicken und rundherum wunderbare Landschaft genießen. In Todtnau war es mir in meinem Sommerurlaub geschenkt, auf der neuen Wildline zu gehen. Der Blick ins Tal, der Wasserfall, der Weg über die Brücke – faszinierend.

Und es gingen mir alle möglichen Gedanken durch den Kopf:
In meiner Jugendzeit wollte ich hoch hinaus, berühmt werden, Bücher schreiben, die Welt retten. Es war die Zeit der Pershing Mittelstreckenraketen, die in Mutlangen stationiert waren. Es war die Zeit der RAF. Es war die Zeit des Kalten Krieges. Die Friedensbewegung war hochaktiv. Es war die Zeit der ersten Mondlandungen mit Menschen an Bord und die Zeit vieler technischer Errungenschaften. – Da ist es nur verständlich, dass ich als junge Frau Teil der Veränderungen im Blick auf eine gute Zukunft sein wollte und diese mitgestalten. Die Friedensbewegung war mir ans Herz gewachsen. Als Studentin dann faszinierten mich die Befreiungstheologie und die Feministische Theologie. Da fühlte ich mich zu Hause.

Die Welt habe ich nicht gerettet, berühmt bin ich nicht geworden, doch Bücher habe ich einige geschrieben. Und es macht mich stolz, dass ich auch Jahre nach ihrem Erscheinen noch darauf angesprochen werde und Menschen mir erzählen, welch großen Nutzen sie für ihre Arbeit hatten.

„Einmal hoch hinaus“ – wer hoch hinaus will und das auch geschafft hat, ist immer auch gefährdet, wieder abzustürzen. Klug denken und handeln ist gefragt. Wer hoch hinaus will, muss sich im Klaren sein, dass er/sie viel Verantwortung übernimmt. Wer ein (hohes) politisches Amt übernommen hat, hat eine gesellschaftliche Verantwortung; wer es zu Reichtum gebracht hat, hat die Verantwortung, ihn gut zu verwalten und damit zum Wohl aller zu wirtschaften. Für wen sich viele Wünsche und Träume erfüllt haben, der braucht gleichzeitig das Gespür für diejenigen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Auch das ist eine globale Verantwortung.

Das Kolpingwerk Deutschland und Kolping international wollen auch hoch hinaus – sie wollen genau diese Verantwortung wahrnehmen und mit klugem Denken, Entscheiden und Handeln der Welt ein menschlicheres Gesicht geben. Das Leitbild „Zusammen sind wir Kolping“ beschreibt mit diesem Slogan, dass es dabei auf die Kraftanstrengung jeder Kolpingsfamilie ankommt. Egal wie jung oder alt: Zu dieser Gemeinschaft gehören wir als Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart dazu. Packen wir es an.

Claudia Hofrichter, Geistliche Leiterin im DV Rottenburg-Stuttgart