„Durch Ihre Unterschriftenaktion machen Sie Druck“

Übergabe der gesammelten Unterschriften an Brigitte Lösch, Vizepräsidentin des Landtags. Foto: Kolpingwerk

Etwa 4.500 Unterschriften hat das Kolpingwerk bei seiner Aktion „Chancengleichheit und Gerechtigkeit für Auszubildende“ gesammelt. Sie wurden nun an Brigitte Lösch übergeben.

Das Kolpingwerk DV Rottenburg-Stuttgart setzt sich damit für gerechte Rahmenbedingungen und Chancengleichheit für Auszubildende ein. Besonders bei der finanziellen Belastung von Berufsschülern, die auf die Unterbringung in Jugendwohnheimen fern des Heimatorts angewiesen sind, sieht der Verband Handlungsbedarf. Er fordert eine bessere finanzielle Unterstützung von Berufsschülern, die den schulischen Teil ihrer Ausbildung in einer anderen Stadt absolvieren. Durch die Kosten für die Unterkunft müssen sie deutlich höhere Aufwendungen für ihre Ausbildung in Kauf nehmen als diejenigen, die in ihrer Heimat die Berufsschule besuchen können. Beispielsweise kostet ein Tag im Kolpinghaus Stuttgart-Zentral aktuell 36,20 € für Unterkunft, Verpflegung und die pädagogische Begleitung. Der Zuschuss des Landes für Blockschüler beträgt lediglich 6 € pro Schultag. Diesen Unterbringungskosten steht häufig eine relativ geringe Lehrlingsvergütung gegenüber. Ein Blockschüler hat während seiner gesamten Ausbildung für die Unterbringung am Berufsschulstandort eine Mehrbelastung von bis zu 7500 € gegenüber einem Berufsschüler, der am Berufsschulstandort wohnt.

„Dies ist eine große Ungerechtigkeit. Wir fordern Chancengleichheit für alle“, erklärte Eugen Abler, Diözesanvorsitzender des Kolpingwerks DV Rottenburg-Stuttgart am Josefstag. Anschließend berichtete Guido Gröning, Geschäftsführer des Verbands der Kolpinghäuser, wie Jugendwohneinrichtungen bundesweit genutzt werden und informierte über die rechtliche Lage. Als Betroffene schilderten Dieter Adil Frenzel (wohnt im Kolpinghaus Reutlingen), Timo Schimmer und Franziska Bauer (während des Blockunterrichts im Kolpinghaus Stuttgart-Zentral), was das Jugendwohnen ganz praktisch für sie bedeutet. Es ist viel mehr als nur ein Schlafplatz: nämlich ein Ort, an dem sie neue Menschen kennenlernen und Freunde finden. Bei den Kosten springen bei vielen die Eltern oder der Ausbildungsbetrieb ein, um die Ausbildung überhaupt zu ermöglichen. „Jedem Jugendlichen sollte die Chance zur Ausbildung gegeben werden“, forderte Dieter Adil Frenzel.

Mit dem Diözesanvorsitzenden Eugen Abler übergaben die Auszubildenden anschließend die etwa 4.500 Überschriften an die Landtagsvizepräsidentin Brigitte Lösch. Sie dankte für die Aktion, die die Problematik stärker ins Bewusstsein rücke und die Landeregierung an ihre Aussagen im Koalitionsvertrag erinnere. „Durch Ihre Unterschriftenaktion machen Sie Druck, dass das Thema auf der Tagesordnung weiter nach vorne rückt“, erklärte sie. Als Vizepräsidentin des Landtags verstehe sie sich als „Briefträgerin“ und werde dem Kultusministerium die gefüllten Taschen übergeben. Während das Kolpingwerk das sogenannte „bayerische Finanzierungsmodell“ bevorzugt (größter Anteil wird vom Land getragen), stellte Lösch eine Drittellösung in Aussicht, über die die grün-rote Landesregierung aktuell nachdenkt. Demnach sollen die Kosten für das Jugendwohnen jeweils zu einem Drittel von Land, Ausbildungsbetrieb und Auszubildendem getragen werden.

  • Die Presse berichtete über den Josefstag, hier ein Beispiel zum Download – mit freundlicher Genehmigung der Schwäbischen Zeitung: <link fileadmin dvrs_data bilder newsbilder schwaebische-zeitung_jugendwohnen_21-03-2014.pdf download file>"Im Sinne des Gesellenvaters" (Schwäbische Zeitung, 21. März 2014)