Ein Land voll krasser Gegensätze

Jakob ließ seine Zuhörer vor allem drei Dinge spüren: Die Dankbarkeit über die zahlreichen Spenden aus seinem Bekanntenkreis, die Liebe zu diesem Land und dass er so einen Dienst oder Aufenthalt gerne wiederholen würde.

Jakob ließ seine Zuhörer vor allem drei Dinge spüren: Die Dankbarkeit über die zahlreichen Spenden aus seinem Bekanntenkreis, die Liebe zu diesem Land und dass er so einen Dienst oder Aufenthalt gerne wiederholen würde.

Indien ist bunt und freundlich. Bilder: Bruno Auchter

Indien ist bunt und freundlich. Bilder: Bruno Auchter

Über 100 Gäste wollten den Reisebericht von Jakob Ott hören. Ein Jahr verbrachte er im Freiwilligendienst in Indien und erzählte der Kolpingsfamilie Zweifalten von seinen Erfahrungen und Eindrücken.

Mit seinem Bericht brach Jakob Ott (Kolpingsfamilie Zwiefalten) eine Lanze für Indien - ein Land, das ihm inzwischen ans Herz gewachsen ist. Indien sei nicht nur Schmutz, Gewalt, Korruption oder Gefahren. Vielmehr seien Inder überaus freundliche und zuvorkommende Menschen.

Doch zunächst: Wie kam er dazu? Schon vor seinem Abitur im Jahr 2017 war ihm klar; so etwas musst du machen. Er bewarb sich früh bei verschiedenen Organisationen und landete schließlich beim Entwicklungspolitischen Freiwilligendienst im „weltwärts“-Programm, welches vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMF) gefördert, aber in der Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes mit Unterorganisation „Voluntas“ organisiert wird.

Mehrwöchige Vorbereitungsseminare in Wiesbaden folgten und der Versuch, die von der Organisation gewünschten Spenden zu sammeln stand an. Auch galt es, Ängste und Sorgen von Familie und Freunden zu zerstreuen.

Ende Sommer 2017 flog Jakob Ott (Voluntas schickt jährlich 25 junge Leute nach Indien) nach Bangalore. Von dort reiste er nach Mysore (900.000 Einwohner), seinem Einsatzort. Seine Aufgabe war die eines Hilfslehrers für Englisch in einer außerhalb liegenden Schule mit 300 Kindern.  Auch die Freizeitbetreuung und Nachhilfe gehörten zum  Dienst. Auch in Mysore wurde er zu Beginn noch geschult und vor allem in der dort vorherrschenden Sprache Cannada eingeführt.

Beherbergt wurde er in einer 5-köpfigen Gastfamilie in der Nähe des Einsatzortes. So kam er sehr schnell mit dem täglichen Leben und der Lebensart zurecht. Wohnung, Kleidung, Verkehrsmittel – vieles war einfacher in Indien. Aber beim Essen, wurde nicht gegeizt. Jakob formulierte das so: Die Inder begrüßen einen nicht mit „Wie geht’s?“ sondern eher mit „oota ayta?“. Das bedeutet: „Hast du schon gegessen?“.  Umso mehr beeindruckten ihn die farbenfrohen Feste, die überladen geschmückten Gebäude, Autos, Tiere und Menschen.

Die erste große Überraschung vor Ort war der Monsun, den er hautnah auf Straßen und ums Haus in kniehohem Wasser erlebte.

Nach einigen Monaten war Jakob Ott klar, dass die systembedingte Undiszipliniertheit an der Schule nicht seine Sache war. Es gelang ihm, eine Versetzung in ein Heim für behinderte Kinder und junge Erwachsene durchzusetzen. Hier wirkte er mit sichtlicher Freude für den Rest seines Dienstes: Betreuung, persönliche Hilfe im Tagesgeschäft, Lernen und Spielen.

Als Freiwilliger hatte er auch Freizeit, die Ott  fürs Kennenlernen von Kultur und Reisen nutzte. So zeigte er Bilder von überfüllten Bussen und Zügen aber auch Fotos von der Baukunst und Denkmälern, die Indien zuhauf vorzuweisen hat. Farbenfrohe Events machte er gerne mit. Kontakte mit den anderen deutschen Freiwilligen sorgten für familiäre Nähe, die Verbindung über Whatsapp nach Hause ins heimische Baach und zu seinen Freunden sowie ein Besuch seines Bruders Constantin und zwei Freundinnen begrenzten das Heimweh.