Hoch soll er leben! – Adolph Kolping

Ergenzingen. Begeisterung, Tatkraft, Mut, Freude, Verantwortung, Gottvertrauen – damit ist zusammengefasst, was uns als Kolpingmenschen miteinander verbindet und welchen Auftrag wir haben. Der 200. Geburtstag des Gesellenvaters Adolph Kolping war Anlass zu einem großen Fest der Kolpingsfamilie Ergenzingen.

„Aus dem Remstal kommen wir. Wir haben einen Kolpinggedenktags-gottesdienst gesucht und euch im Internet gefunden“, meinte ein älteres Ehepaar nach dem Festgottesdienst. Wir waren nicht wenig erstaunt – und natürlich hocherfreut und luden die beiden ein, den Tag mit uns zu feiern. Sie genossen es da zu sein. Nebenbei: schön, dass unsere Homepage ihren Zweck der Information auch über Ergenzingen hinaus so wunderbar erfüllt.

Die Feier des 200. Geburtstages unseres Gesellenvaters war für uns ein grandioser Tag – beginnend mit der Eucharistiefeier, in der unsere Geistliche Leiterin Claudia Hofrichter zum Thema „Soziale Gerechtigkeit“ predigte. Soziale Gerechtigkeit auf der Grundlage des Evangeliums war Kolpings großer Traum. Angepackt hat er dort, wo er konkrete Not gesehen hat. „Die Nöte der Zeit werden Euch lehren, was zu tun ist“. Damit ist ein konkreter Auftrag verbunden bis heute und erst recht heute. Überall, wo Gerechtigkeit beschädigt wird, sind wir gefragt. Dass wir diesen Auftrag nach unseren Kräften annehmen wollen, betonten wir in der Erneuerung unseres Kolpingversprechens: „Wir wollen überzeugende Christen sein in Wort und Tat, Tüchtiges leisten in Beruf und ehrenamtlichem Engagement. Wir wollen in Liebe und Treue zu unserer Familie stehen, Beziehungen und Freundschaften pflegen, und als verantwortungsbewusste Bürger und Bürgerinnen leben und handeln.“ Wir wollen Kolpings Traum von einer gerechteren Welt verwirklichen helfen. Musikalisch begleitet wurde unser Beten und Singen von Jochen Wiedemann (er hat das Kolpinglied „Gott weist den Weg“ getextet und komponiert) und seinen Musikern. Der Gottesdienst mündete in einen Sektempfang vor der Kirche mit allen aus unserer Heilig-Geist-Gemeinde, die den Gottesdienst mitgefeiert hatten.

Der Nachmittag stand ganz unter dem Zeichen des Handwerks. Adolph Kolping alias Bertram Löffler aus Rottenburg war höchstpersönlich unter uns und ließ sich das Können unserer meisterlichen Handwerker und ihrer Gesellen zeigen. Er ermutigte alle, die da waren, zur Treue zu Kolpings Anliegen in heutiger Zeit und lobte unser Engagement. An acht Handwerkerstationen konnten die 120 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus allen Generationen eine Gesellenprüfung ablegen. Anke und Robert Raible lehrten Druckhandwerk und ließen die Namen der Gesellenprüflinge mit Buchstaben aus einem alten Setzkasten in die Gesellenbriefe eindrucken. Johannes Urban zeigte das Zimmermannshandwerk. Die Gesellen konnten kleine Holzkerzenleuchter herstellen. Dazu musste erst einmal gesägt, gebohrt und gehämmert werden. Edith und Bernhard Nisch führten ins Elektrikerhandwerk ein. Gar nicht so einfach, die Vielzahl der Glühbirnen auseinander zu halten und zu wissen, welche Leuchtkraft in ihnen steckt und welches Risiko. Josef Geiger zeigte sein Können als Korbflechter. Alle an dieser Station konnten an einem Weidenkorb flechten und spüren, dass, was so leicht aussieht, einiges an Kraft braucht. Kraft war auch an den beiden nächsten Stationen nötig. Jürgen Neef zeigte Metallkunst. Die Gesellen machten Vertiefungen mit dem Stechbeutel ins Holz, um darauf Metallröhren zu befestigen, und polierten Metallplatten. Steinmetz Ernst Miller bearbeitete mit den Gesellen Sandstein und Granit und erklärte den richtigen Gebrauch der Werkzeuge. Wir wissen nun auch, was Fäustel, Knüpfel, Krönel, Riffelhammer, Setzhammer usw. sind. Rolf Digeser von der Ochsenbrauerei lud die Erwachsenen zum Erraten von Biersorten ein – für viele ein großes Vergnügen und Staunen. Maler Stefan Kilian ließ alle am Kolpinglogo „Eine Idee zieht Kreise“ malen und zeigte, wie man Pinsel und Farbe richtig benutzt. Kolping überreichte allen die verdienten Gesellenbriefe „Vielseitiger Handwerker“.

Ein Geburtstagskind bekommt natürlich auch Geschenke. Seine Lebensgeschichte aufgreifend, bekam Kolping von Vertreterinnen und Vertretern der Kolpingsfamilie symbolisch eine Schultüte und ein Brot für die Armut in der Kindheit, ein Paar Schuhe für die Zeit als Schustergeselle, ein Lateinbuch für die Schulzeit zum Abitur und Theologiestudium, ein Kreuz für den Priesterberuf, eine uralte Schreibmaschine für seine Tätigkeit als Publizist sowie das am Nachmittag entstandene Logo "Eine Idee zieht Kreise" für sein Engagement um soziale Gerechtigkeit und die Gründung vieler Gesellenvereine. Vertreter/innen der Gruppen überreichten die Geschenke und sagten dazu Wertschätzendes aus seiner Biographie als Glückwunsch.
Nachdem sich Adolph Kolping verabschiedet hatte, besuchte uns der Nikolaus. Das gehört zu unseren Kolpinggedenktagen dazu. Diese Rolle übernahm Daniel Essenbreis.

Die Kolpingsfamilie ehrte an ihrem Festtag Alois Grammer für 50-jährige Mitgliedschaft. Aufgenommen in die Kolpingsfamilie wurden Ursula Bittner, Familie Essenbreis und vier Kinder aus der neuen Jugendgruppe. Damit hat unsere Kolpingsfamilie 250 Mitglieder.

Den ganzen Tag über sahen wir nur fröhliche und lachende Gesichter aus allen Generationen. Das war für uns gegenseitige Bestärkung und ein Fest des Glaubens.

So ein Festtag gelingt nur, wenn viele fleißige Hände und Füße im Hintergrund wirken und all das tun, was man nicht sieht: Das reicht von der Planung bis zum Saal richten, Kuchen backen, Kaffee kochen, Spülen … und Aufräumen und Putzen. Dafür Euch und allen Handwerkern und allen, die eine Aufgabe übernommen hatten, großen Dank.

Text: Claudia Hofrichter