Im Gespräch mit der Politik

Mitdiskutiert haben (von links): Andreas Schwarz (Grüne), Wolfgang Reinhart (CDU), Peter Hefelich (SPD) und Jürgen Keck (FDP). Bildmontage, Bilder: privat

Im Vorfeld der Landtagswahl hat sich der Kolping-Landesvorstand mit Vertretern der Landtagsfraktionen der Grünen, CDU, SPD und FDP/DVP zu einem digitalen Meinungsaustausch getroffen. Ziel der jeweiligen Einzelgespräche war es, die Politik für die Themen des Kolpingwerkes zu sensibilisieren und Gemeinsamkeiten auszuloten.

Im Gespräch mit der Politik

Mit dabei waren Andreas Schwarz (Grüne), Dr. Wolfgang Reinhart (CDU) Peter Hofelich (SPD) Jürgen Keck (FDP/DVP). Wir berichten auszugsweise über einige Gesprächsthemen.

In über 300 Kolpingsfamilien leisten Kolpinggeschwister in Baden-Württemberg Vorbildliches. Sie verlieren in Zeiten der Corona-Pandemie den Nächsten nicht aus dem Blick, engagieren sich für die Eine Welt, machen Bildungsangebote vor Ort, wirken in den Kirchengemeinden mit und bringen sich in Politik ein.  

Besonders im Ehrenamtsländle Baden-Württemberg und ganz besonders vor Landtagswahlen wird den EhrenämtlerInnen stets wortreich Respekt gezollt.  Doch wie wäre es, wenn der gut gemeinten Lobhudelei auch Taten folgten? Schon lange ist eine Ehrenamtskarte im Gespräch. Kommt sie nach der Wahl?

Die Grünen wollen das bürgerschaftliche Engagement ausbauen und fördern.  „Wir wollen eine Ehrenamtskarte und eine neue Ehrenamtsstruktur einführen“, sagt Fraktionschef Andreas Schwarz. Diese neue soziale Infrastruktur soll die Vernetzung und Weiterbildung von EhrenämtlerInnen unterstützen und das bürgerschaftliche Engagement fördern.

Wolfgang Reinhart betont: „Ehrenamt ist unbezahlbar“. Seiner Partei schwebt vor, die Ehrenamtskarte nach bayerischem Vorbild einführen. Mit dieser könnten Engagierte dann beim Eintritt zu Veranstaltungen und Sehenswürdigkeiten profitieren.

Peter Hofelich, selbst ein Ehrenämtler durch und durch, möchte, dass die Aufwendungen fürs Ehrenamt angemessen dotiert werden. Auch eine Übungsleiterpauschale, wie es sie im Sport gibt, könnte man auf das soziale Ehrenamt übertragen. Wir müssen dafür werben, dass sich Menschen für ihre Nächsten einsetzen. „Das ist unverzichtbar“, regt er an.

Die FDP/DVP-Fraktion will sogar noch weiter gehen. Auch sie möchte die Karte nach bayrischem Vorbild, würde sie aber noch mit einem Bonussystem ergänzen. Engagierte könnten damit Rentenpunkte ansammeln oder zum Beispiel bei der kommunalen Bauplatzvergabe Vorteile bekommen? „Nur mit Ehrenamt ist ein gutes Miteinander in der Gesellschaft möglich“, sagt Keck.

Aus aktuellem Anlass war auch der freie Sonntag, der am 3. März 2021 sein 1700-jähriges Jubiläum feierte, ein Thema. Er ist für Kolping unantastbar. Wie sehen das die Politiker?

Die Grünen stehen zwar zur Obergrenze der Anzahl verkaufsoffener Sonntage. „Aber wir wünschen uns mehr Flexibilität beim Anlassbezug“, sagte Andreas Schwarz. Die Grünen würden den verkaufsoffenen Sonntag innerhalb der bestehenden Obergrenzen auch ohne einen konkreten Anlass wie zum Beispiel eine Kirmes zulassen.

Die CDU, so Wolfgang Reinhart, steht klar zum Sonntagsschutz: „Feiertage tun uns allen gut.“. Sie wendet sich gegen ausufernde Ausnahmeregelungen für offene Einkaufsonntage.

Mit der SPD müsse man sich wegen mehr verkaufsoffenen Sonntagen keine Sorgen machen, sagte Peter Hofelich, denn „die Gesellschaft braucht Zäsuren für die Erholung“.

Jürgen Keck hält wenig von verkaufsoffenen Sonntagen – auch wenn er damit nicht auf FDP-Linie liegt.  „Wir müssen den Einzelhandel stärken, aber nicht mit verkaufsoffenen Sonntagen, sondern mit guten ÖPNV-Anbindungen oder kostenfreien Parkplätzen in der City. Das fördert die Einkaufslust mehr.“

Dass sich Kolping in Politik einmischt, fanden alle vier Gesprächspartner wichtig. „Ergreifen Sie das Wort für alle, die keine großen Lautsprecher sind und es nicht in die Tagesschau schaffen“, sagte Schwarz.  Wolfgang Reinhart, selbst Kolpingmitglied, sieht die Kolpingarbeit per se schon politisch. „Achten wir darauf, dass es keine sozialen Verwerfungen gibt.“ Und für den KAB-Mann Peter Hofelich ist politisches Engagement selbstverständlich. „Die Anliegen der katholischen Arbeitnehmer müssen vertreten werden.“

Mit den digitalen Einzelgesprächen hat der Landesverband Neuland betreten. Der Austausch mit Politikern wurde durchweg als positiv bewertet. Nach den Landtagswahlen wolle man solche Gespräche fortsetzen und einen engeren Kontakt zur Politik pflegen, sagte Landesvorsitzender Wolfgang Bandel, die die Gespräche moderierte.