Im Wartestand

Wartebank. Bild:Claudia Hofrichter

Ein geistlicher Impuls zur Adventszeit

Der Advent versetzt uns in den Wartestand. In diesem Jahr brauchen wir uns kaum auf das Warten einstellen, denn wir haben es gut eingeübt. Wie oft haben wir in 2020 gedacht und ausgesprochen „Wann ist diese Pandemie endlich vorüber“. Aufgeatmet hatten wir in den Sommermonaten, um uns dann im Herbst wieder an strengere Maßnahmen zur Eindämmung des Virus zu gewöhnen. Seit dem Frühjahr sind wir im Wartestand. Zuviel warten macht keinen Spaß. Und jetzt haben wir Christen noch einen Wartestandsposten.

 „Warten auf Weihnachten“. Noch nie hatte ich so sehr das Bedürfnis, bereits am 1. Advent einen festlich geschmückten Wohnraum zu haben. Selten habe ich mit so vielen Sternen und Lichtern dekoriert wie jetzt. Ich sehne mich so sehr nach dem Licht von Weihnachten. Doch erst mal noch warten und den Adventsweg mitgehen. Diesen Weg im Wartestand gehen, diese Zeit, in der wir genau hinschauen, was wir vom Leben erwarten, was wir von Gott erwarten.

Wer wartet, wünscht sich Zeichen, dass das Warten ein erfülltes Warten ist. Das Evangelium vom Feigenbaum, spricht von einem Zeichen: „Wenn die Zweige des Feigenbaums saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist“ (Vgl. Markus 14,24-37). Begeben wir uns in diese Wartezeit, entdecken wir die Zeichen der Erfüllung unserer Sehnsucht und Hoffnung; entdecken wir die Zeichen, die uns Jesus als DEN Lichtbringer für uns und die ganze Welt immer wieder erkennen lassen.

Adolph Kolping meinte einmal „Die Zeit an sich betrachtet ist völlig wertlos, sie erhält den Wert für uns erst durch unsere Tätigkeit in ihr.“ Welche Zeichen der Erfüllung unserer Erwartung sehen wir in diesem Advent? In unserem Handeln, in unseren Wahrnehmungen?

Mich hat ein Freund vor einigen Tagen gefragt, was ich vom Leben erwarte. Diese Frage traf mich unerwartet und überraschend. Wie gut, dass er sie gestellt hat! Von Zeit zu Zeit braucht es diese Reflexion. Gern nehme ich die Frage mit in diese Adventszeit und lasse mich überraschen, was ich alles entdecken werde.

Ich wünsche allen einen gesegneten Advent, Staunen über die kleinen Entdeckungen im Wartestand.

Claudia Hofrichter, Geistliche Leiterin im DV Rottenburg-Stuttgart