Meine Zeit steht in Gottes Händen

Bild: Claudia Hofrichter

Ein Impuls zum neuen Jahr

Meine Zeit steht in Gottes Händen (Psalm 31,16)

Liebe Kolpinggeschwister,

was könnte uns Besseres passieren als unser Leben und unsere Zeit in Gottes Händen geborgen zu wissen – nicht nur zu wissen, sondern auch zu erfahren – so wie es die Betenden des 31. Psalms erfahren haben. „Meine Zeit steht in Gottes Händen“ ist wie eine Überschrift über unser Leben. Dieses Bekenntnis verheißt mir Gottes Beistand und Weggeleit in 2023. Davon bin ich überzeugt und darauf möchte ich mich verlassen.

Wer die Grenzen und die Endlichkeit des eigenen Lebens einmal gespürt hat, kennt die Erfahrung, wie ermutigend es sein kann, Menschen an der Seite zu haben, die ein offenes Ohr haben, zuhören und ein gutes Wort bereit haben. Wie gut das tut, habe ich in den vergangenen Monaten immer wieder erfahren dürfen.

Wer Menschen durch den Tod loslassen muss, kennt die Erfahrung der dunklen Nacht und den oft mühsamen Weg, wieder Licht zu sehen. Diese Erfahrung haben viele Kolpinggeschwister im vergangenen Jahr gemacht. Und sie haben auch die Erfahrung gemacht, wie erlösend es sein kann, den Himmel offen zu sehen und sich dem Ewigen anzuvertrauen.

Wer sich von den Ereignissen der Zeit hat berühren lässt, wird aufmerksam für die Frage, was das mit dem eigenen Christsein und der persönlichen Gottesbeziehung zu tun hat. Wie zeigt sich Gott in all dem? Wie handelt Gott zum Guten? Dieses „Meine Zeit steht in Gottes Händen“ braucht immer wieder ein konkretes Spüren der Zärtlichkeit der Hände Gottes.

„Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde“, um die Themen und Herausforderungen der Gegenwart in die Hand zu nehmen, zu bewerten und als Kolpingsfamilien zu gestalten in sozialen Aktionen, in der Bildungsarbeit, in der Pflege der geschwisterlichen Gemeinschaft. Das ist unser Auftrag.

„Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde“, um auch das neue Leitbild von Kolping in Deutschland umzusetzen. Alte und neue Themen können unsere Arbeit beflügeln und reich machen.

Nehmen wir das Jahr 2023 aus Gottes Händen entgegen, lassen wir uns überraschen und sagen wir Ja zu den Überraschungen. Die ganz Mutigen halten es dann vielleicht auch mit dem Wort des Bischofs Dom Hélder Câmara:

"Sag ja zu den Überraschungen,
die deine Pläne durchkreuzen, 
deine Träume zunichtemachen,
deinem Tag eine ganz andere Richtung geben –
ja vielleicht deinem Leben.
Sie sind nicht Zufall.
Lass dem himmlischen Vater die Freiheit,
deine Tage zu bestimmen."

Claudia Hofrichter, geistliche Leiterin im Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart