Ostern: Knallvergnügt und in Aufbruchstimmung

"Schöpfung - Evolution", ein Bild der Ergenzinger Künstlerin Ingeborg Neef, fotografiert von Claudia Hofrichter.

Ein Impuls zum Osterfest 2021

Ostern: Knallvergnügt und in Aufbruchstimmung

Das ist für mich der Inbegriff von Ostern – dieses Knall-Bild der zu früh verstorbenen Künstlerin Ingeborg Neef, wie wir ihr Werk hier in Ergenzingen liebevoll nennen. Ihr Bild symbolisiert für mich den Urknall aller Schöpfung. Explosiv und bunt, farbenfroh, warm und kühl zugleich. Aus dem fast golden wirkenden Gelb-Ocker fliegen Farbsplitter. Dieses Bild sprüht vor Lebendigkeit und Leben. Die Schöpfung fließt und entfaltet sich aus ihrem Ursprung und wird zugleich, so scheint es – magisch wieder davon angezogen.

Ingeborg Neef war 63 Jahre, als sie dieses Werk schuf – lebenserfahren und lebensweise genug, um zu wissen, dass das Leben nicht immer knallvergnügt ist. Und in all dem überzeugt davon, dass Gottes Schöpfung und die Menschen in ihr sich immer wieder erneuern werden. Sie verändern und wandeln sich immer wieder.  So macht sie uns aufmerksam: Die Schöpfung – diese Welt – sie ist nicht ein für alle Mal geschaffen und fertig. Nein, wir verändern sie, indem wir in sie eingreifen, um sie uns nutzbar zu machen – manchmal mit einem großen Gespür dafür, dass wir HüterInnen der Erde und füreinander sind, allzu oft allerdings auch mit den Rohstoffen und den Menschen Raubbau treibend.

Für uns Kolpingmenschen besteht kein Zweifel daran, dass wir in einer Wirklichkeit geborgen sind, die über das Wahrnehmbare hinausgeht. Dieses Knallbild wirkt auf mich wie ein Ansporn, nicht die frühere Normalität, die sich gerade viele wünschen, oder die Wiederherstellung des alten Lebens herbeizuwünschen, sondern mit den Augen von Ostern und mit dem Geist des auferweckten Jesus die Welt und die Dinge zu betrachten. Wenn sich die Schöpfung und die Menschen in ihr immer wieder erneuern, dann eröffnet das ganz neue Wege. Dann besteht die Hauptfrage unseres Lebens darin, wie wir dem Auferstandenen mitten in den Krisen und Herausforderungen begegnen können. Und wie wir sein Wort „Musste nicht all das geschehen“, das er zu den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus sagte, auf unsere Weltereignisse hindeuten. Dann ist ein Neuwerden, dann ist Neuschöpfung, dann ist immer wieder ein Neuanfang – gleichsam Auferweckung heute – möglich: Dann kann sich die Weltwirtschaft auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit besinnen, dann werden systemrelevante Berufe neu bewertet werden, dann werden für Gerechtigkeit und Frieden Perspektiven gefunden werden, dann werden Konflikte anders ausgetragen … Wenn wir unsere gewohnten Bewertungs- und Handlungsmuster auf den Prüfstand stellen und die österliche Perspektive des immer neuen Aufbrechens als Maß der Suche nach Lösungen einnehmen, spüren wir diesen auferweckten Jesus an unserer Seite und werden seinen helfenden Geist unter uns wahrnehmen.

So kann Ostern nun knallvergnügt kommen und uns Kolpinggeschwister in Aufbruchsstimmung versetzen. Halleluja.

Claudia Hofrichter, Geistliche Leiterin im DV Rottenburg-Stuttgart