OutInChurch

Bild: Wolfgang Cibura in : Pfarrbriefservice

Ein geistlicher Impuls zum Februar

Als hätten wir nicht schon genügend Baustellen in der Kirche, möchten manche vielleicht über die Kampagne OutInChurch denken und sagen. In der ARD-Dokumentation „Wie Gott uns schuf“ outeten sich in den vergangenen Tagen 125 hauptamtliche, ehemalige und ehrenamtliche Mitarbeiter*innen der katholischen Kirche in Deutschland als LGBTIQ+. Diese Kampagne hat eingeschlagen und viele Zuschauer*innen aufgewühlt. Ungeschönt und offen wird erzählt von Leidenswegen innerhalb der Kirche und auch von vielen Glücksgeschichten. Was bedeutet es, als nichtbinäre Person in einer katholischen Diözese zu arbeiten? Was bedeutet es für einen Priester, sein Schwulsein verheimlichen zu müssen? Wie offen darf sich eine lesbische Religionslehrerin zeigen? Findegeschichten der eigenen Identität wurden erzählt. Biographien von Menschen, die ihren Weg gefunden haben und die einen Platz in unserer Kirche haben wollen. Die meisten Diözesen haben sich dahingehend geäußert, dass sie geschlechtliche und sexuelle Vielfalt respektieren werden und keine arbeitsrechtlichen Schritte einleiten und einige tun es seit langem nicht. Lässt das hoffen auf eine menschlichere Kirche? Die Initiatoren der Kampagne wollen genau das erreichen, dass Gottes Liebe nicht eingekesselt wird. Diskriminierung und Stigmatisierung in der Kirche müssen aufhören, festzementiertes unbewegliches Denken muss noch mehr Risse bekommen, das System muss sich verändern.

Als Kolpinggeschwister setzen wir uns ein für die Gleichheit aller Menschen, für Gerechtigkeit unter den Menschen und für eine solidarische herrschaftsfreie Kirche. Das war zutiefst Anliegen Adolph Kolpings, dem die Würde aller Menschen, ausnahmslos aller Menschen, am Herzen lag. Diese Kampagne OutInChurch stärkt uns Kolpingmenschen in unserem Engagement. Und wir stärken diese Kampagne, indem wir queere Lebensformen selbstverständlich als von Gott geschenkt sehen. Gottes Herz teilt nicht ein in männlich und weiblich. Das ist Menschendenken und kulturelle Entwicklung. An Gottes Herz ruhen alle Menschen guten Willens mit ihrer Lebensart und Lebensform. Wir können dafür eintreten, dass in unserer Kirche und in unserem Kolpingwerk die Kultur und der Geist der Diversität wachsen. Es liegt in unserer Hand.

Nehmen wir diese Aufgabe an. Und hoffen wir weiterhin, dass auch der Synodale Weg und alle Initiativen, die für eine radikale Erneuerung der Kirche eintreten,  ernsthaft gehört werden – und mehr noch anerkannt werden als Initiativen, die von Geist Gottes geleitet, handeln und mahnen.

Übrigens: „Wie Gott uns schuf“ ist in der Mediathek der ARD verfügbar.

Claudia Hofrichter

Geistliche Leiterin Im DV Rottenburg-Stuttgart