Schon gut eingelebt

Timo Werner (Kolpingsfamilie Giengen) ist über den „Weltkirchlichen Friedensdienst“ ein Jahr in unserem paraguayanischen Partnerverband zu Gast. In seinem zweiten Rundbrief erzählt er, was ihn bewegt.

Hallo, um den Jahreswechsel melde mich mal wieder bei euch. Seit meinem letzten Rundbrief ist einige Zeit vergangen. Ich habe mich inzwischen sehr gut eingelebt und fühle mich wohl. Die Zeit vergeht ziemlich schnell, inzwischen bin ich schon seit vier Monaten hier.Im Februar werde ich mit den anderen Freiwilligen hier in der Region (Paraguay, Argentinien, Brasilien) ein Zwischenseminar in Argentinien haben, das dann auch schon fast die Hälfte meines Dienstes hier markiert.

Mein Spanisch hat sich inzwischen schon deutlich verbessert, so dass ich mich schon recht gut über alltägliche Themen unterhalten kann. Ich bemerke auch selbst, wie ich jetzt weniger Angst davor habe, einfach mal jemanden anzusprechen und ein Gespräch anzufangen. Das macht vieles einfacher, zum Beispiel beim Einkaufen. Ich fühle mich dadurch auch wohler und habe nicht immer das Gefühl, mit jemandem sprechen "zu müssen". Die allermeisten Menschen, mit denen ich hier bis jetzt geredet habe, reden außerdem auch deutlich und langsam, sobald sie bemerken, dass ich kein Paraguayer bin (was für gewöhnlich sehr schnell geht).

Ich lerne aber nicht nur neue Menschen kennen, sondern erfahre auch immer wieder neue Dinge über das Land Paraguay. Ganz langsam habe ich das Gefühl, ein wenig mehr mitzubekommen, als nur die bloße Oberfläche. Mir ist natürlich bewusst, dass ich nur persönliche Eindrücke sammeln kann, aber mir gefällt es, das auf mich wirken zu lassen. Natürlich vergleiche ich auch automatisch mit Deutschland, ob bewusst oder unbewusst. Zum Beispiel gibt es hier ein anderes politisches System (präsidentielle Demokratie) und der öffentliche Personennahverkehr ist anders organisiert als in einer deutschen Großstadt (es gibt nur Busse).

Auch bewerte ich meistens automatisch, ob die Dinge besser oder schlechter sind, aber die Antwort fällt meistens schwer. Denn viele Dinge sehe ich einfach anders als eine Person, die hier in Paraguay aufgewachsen ist. Das kann man sich, denke ich, auch kaum abgewöhnen, vor allem nicht innerhalb eines einzigen Jahres.

Es grüßt euch, Timo