Segen und Fluch der Digitalisierung

Der Leiter der Betriebsseelsorge des Bischöflichen Ordinariats, Pfarrer Wolfgang Herrmann, sprach beim Bezirkstag in Zimmern vor vielen interessierten ZuhörerInnen zum Thema Digitalisierung der Arbeitswelt. Bild. KF Zimmern

Der Diözesan-Seelsorger Wolfgang Herrmann sprach beim Bezirkstag in Zimmern zum Thema: „Industrie 4.0 - die vierte industrielle Revolution und ihre Folgen für die Arbeitswelt“.

  Eine beträchtliche Teilnehmerschar konnte Vorsitzender Walter Kirner beim Bezirkstag des Bezirks Rottweil-Tuttlingen in Zimmern begrüßen. Walter Kirner bemerkte in seiner Begrüßung, dass die Industrialisierung einst für Adolph Kolping Anlass war, sich für  Arbeiter und Handwerker stark zu machen. Ohne diese Revolution und Kolpings Einsatz gäbe es heute keine Kolpingsfamilien und letztlich auch kein Kolpingswerk. Nun stünde man mit der Digitalisierung erneut vor einer Revolution der Arbeitswelt, die viele Fragen aufwerfe. Diesen Fragen müsse man sich stellen.

Der Referent, Diözesanseelsorger Wolfgang Herrmann, hat sich als Leiter der Betriebsseelsorge des Bischöflichen Ordinariats in Stuttgart, mit dieser Materie intensiv beschäftigt. In fachkundigen Ausführungen zeigte Pfarrer Herrmann Chancen und Risiken der Digitalisierung auf.

Chancen seien die neuen wirtschaftlichen Gestaltungsmöglichkeiten, Gesundheitsschutz, wenn beispielsweise Roboter Arbeiten vollziehen, die für den Arbeitnehmer eine gesundheitliche Beeinträchtigung bedeuten würden. Digitalisierung könne auch bei der Weiterbildung eine  Arbeitsunterstützung bieten. Fakt sei, wer sich die Digitalisierung nicht zunutze macht, ist auf dem Abstellgleis, so der Referent.

Aber auch Risiken seien bereits erkennbar. Dies seien zum Beispiel der Verlust von Arbeitsplätzen, die sogenannte technologische Arbeitslosigkeit. Dazu werde teilweise die Arbeit der Menschen entwertet, sodass manche Arbeitnehmer nicht mal mehr auf den Mindestlohn kämen. Durch die ständige Erreichbarkeit falle Arbeitszeit und Freizeit ineinander, Burnout sei häufig die Folge. Mitbestimmung und Solidarität seien weniger möglich, da sich die Arbeitnehmer eines Unternehmens wie z. B. bei einer Zulieferfirma, kaum mehr untereinander kennen würden. Dazu komme der Umgang mit den persönlichen Daten, die durch Nutzung von WhatsApp, Facebook, Google oft arglos weitergegeben würden an Unternehmen, die aus den Daten hohe Profite erzielen.

Pfarrer Herrmann formulierte dazu Überlegungen und warf Fragen auf, mit denen sich Gesellschaft, Kirche, Politik und letztlich jeder einzelne, auseinandersetzen müsste: Wo bleibt der Mensch? Ist alles Machbare zum Wohl des Menschen? Brauchen wir auch eine digitale Gewerkschaft? Brauchen wir eine Maschinensteuer? Welche Auswirkung hat die Digitalisierung für den sozialen Frieden und das Zusammenleben? Welche Interessen setzen sich durch, die menschliche Arbeit oder das Kapital? Welche gesetzlichen Maßnahmen sind zu treffen, damit Unternehmen wie Google und Facebook Steuern bezahlen?

Eine lebhafte Diskussion schloss sich an den Vortrag an. Walter Kirner bedankte sich am Ende der Veranstaltung bei Pfarrer Herrmann für den lebendigen und aktuellen Vortrag. Die Veranstaltung hat den Teilnehmern viele bedenkenswerte Impulse zum Thema, Digitalisierung und ihre Folgen für die Menschen, mit auf den Weg gegeben.

Waltraud Mager