Aussicht - Einsicht - Weitsicht

Bild: Thomas Kempf

Ein geistlicher Impuls im November von Diözesanpräses Walter Humm

Kürzlich war ich auf einer Hochzeit auf den Bussen in Oberschwaben. Auf dem Vorplatz der Kirche gibt es einen herrlichen Ausblick auf die oberschwäbische Landschaft. Bei klarem Wetter sind sogar die Alpen gut sichtbar. An diesem Tag war die Fernsicht nicht so toll, aber ich freute mich den Blick über meine oberschwäbische Heimat schweifen zu lassen.

Solche Aussichtpunkte führen mir die Fülle der Lebensmöglichkeiten deutlich vor Augen. Sie erinnern mich an die Fülle der Möglichkeiten, die einem das Leben in jungen Jahren das Leben bietet. Es gibt viele Wege, die man einschlagen kann.

An Aussichtpunkten kann Weisheit ins Denken einkehren. Wir könnten das als „Einsicht“ beschreiben. Einsicht bedeutet für mich die Voraussetzung einer Entscheidung, welchen Weg, welche Richtung ich für mein Leben nehmen will. Mit Entscheidungen gestalten wir unser Leben selbstverantwortlich. Äußere Einflüsse, die wir nicht bestimmen können, bleiben außen vor. Aus der Aussicht, die zur Einsicht wurde, ergibt sich dann eine Weitsicht für das Leben.

Der Monat November mit dem Totengedenken schenkt uns die Aussicht, dass unser Leben über den irdischen Tod hinaus Leben ermöglicht. Wird sich unser Leben verändern, wenn diese Aussicht auf Leben für uns zu einer persönlichen Einsicht wird? Zur Einsicht, dass der irdische Tod nicht das Ende, sondern eine ganz neue Lebenswirklichkeit eröffnet. Wir bekommen eine Weitsicht die wir Christen mit dem Begriff ewiges Leben umschreiben. Wir können auch die Einsicht bekommen, dass bei aller Wichtigkeit des irdischen Lebens vieles an Wichtigkeit verliert, wenn diese Aussicht auf ein Leben über den Tod hinaus, unseren Alltag prägt.

Mir hilft jene irdische Weitsicht im konkreten Alltag meines Lebens, den Dingen jene Bedeutung zukommen zu lassen, die ihnen zusteht.

So können solch wunderbare Aussichtspunkte wie der Bussen konkrete Lernorte für eine Lebens- Weitsicht werden. An solch wunderbaren Aussichtpunkten lässt sich Gottes Herrlichkeit erkennen und wie gut und wunderschön Gott diese Welt und auch uns Menschen erschaffen hat.

So ist der November der Monat im Jahreskreis, der bei aller irdischen Begrenztheit des Lebens eine Aussicht bereithält, die alles Irdische übersteigt.

Euer Walter