Begeistert die Welt verändern

Am zweiten Märzwochenende trafen sich über 80 Kolpinggeschwister zur Diözesanversammlung im Kloster Untermarchtal. Einstimmig haben die Delegierten beschlossen, dass Klimaschutz ein neuer und langfristiger Arbeitsschwerpunkt im Diözesanverband sein wird.

Der Auftrag, sich für Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit stark zu machen, leitet sich auch aus dem neuen Leitbild „Zusammen sind wir Kolping“ ab.  Darauf haben die beiden lebensgroßen Figuren der Kolpingsfamilie Ergenzingen, Kim und Toni hingewiesen und auch gleich mit ihren Fragen und Überlegungen in dieses umfassende Thema eingeführt. Sie waren sich einig: Uns ist die Bewahrung der Schöpfung wichtig. Deshalb wollen wir begeistert die Welt verändern.

Daten und Fakten zur Klimagerechtigkeit lieferten dann die Expert*innen der Kolping-Klimakonferenz.  Moderatorin war Christine Faiß vom Bischöflichen Ordinariat. Patrick Staudenrauß von der Klimaschutzagentur im Landkreis Reutlingen, untermauerte die Dringlichkeit des Klimaschutzes mit Daten und Fakten: Er erinnerte an das Pariser Kilmaabkommen, die Erderwärmung auf möglichst 1,5°C und deutlich unter 2°C Erwärmung gegenüber dem vorindustriellen Niveau von 1850 zu begrenzen. Doch davon sei man weit weg. Auch die Klimaziele der Regierung seien nicht weitreichend genug. Der Welterschöpfungstag, an dem die Ressourcen, die eigentlich für ein Jahr zur Verfügung stehen, seien dieses Jahr bereits Anfang Mai aufgebraucht. Ändere sich nichts, habe dies schwerwiegende Folgen: die Überflutung der Pazifikinseln, Zusammenbruch des grönländischen und westantarktischen Eises, das Auftauen der Permafrostböden, das Absterben von Korallenriffen, um nur einige zu nennen. Um bundesweit bis 2045 klimaneutral zu werden, müsse man nun persönlich werden. Konkret bedeute dies, nur noch physischen Ökostrom zu beziehen, beim Heizen auf Wärmepumpen umzurüsten, nicht mehr zu fliegen, auf E-Mobilität umzusteigen, den ÖPNV zu nutzen, eine klimatarische Ernährung anzustreben und den eigenen Konsum zurückzufahren.

Als Anwältin der Jugend betonte Sophie Zender, dass Klimagerechtigkeit keineswegs nur ein rebellisches Jugendthema sei. Es betreffe alle Generationen und alle Menschen überall!

Der Leiter der Betriebsseelsorge in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Matthias Schneider, sprach die soziale Frage beim Klimaschutz an. So verursachten finanzschwächere Menschen viel weniger CO2 als reiche. Und zehn Länder der Erde, darunter auch Deutschland, erzeugen zwei Drittel der weltweiten CO2-Emissionen, wobei auf Afrika lediglich ein Anteil von vier Prozent falle.  Klimaneutral zu leben, müsse für alle bezahlbar sein. Die Ärmeren seien die Hauptleidtragenden und könnten sich nicht unbedingt Klimaschutz leisten.

Robert Werner vom Diözesanvorstand sagte, das Argument, Klimaschutz sei zu schwierig, könne nicht gelten. Man dürfe sich nicht auf die anderen verlassen und müsse dringend beginnen, denn der Klimawandel schreite unaufhaltsam voran. Als katholischer Sozialverband sei Kolping gefragt, denn da könnten sich alle unterstützen.

Der Diözesanvorsitzende Eberhard Vogt gab konkrete Tipps für den Klimaschutz im Alltag Strecken bis zwei Kilometer könne man zu Fuß gehen, Strecken bis zehn Kilometer mit dem Rad fahren. Jeder Autoeinsatz müsse wohl überlegt werden. Außerdem gelte es weniger zu konsumieren und stattdessen mehr zu reparieren oder auszuleihen. Gleichwohl wisse er, dass dies allein nicht ausreiche.

Sophie Zender forderte, man müsse politisch Druck erzeugen, auf Demos gehen und mit den Menschen reden. Und Patrick Staudenrauß ergänzte, dass Kolping seinen großen Wirkungskreis nutzen könnte, um viele Leute beim Klimaschutz mitzunehmen. „Macht Infoveranstaltungen, setzt gemeinsam Ziele und treibt das Thema voran“, sagte er.  Es sei auch wichtig, die junge Generation mit den jungen Menschen zusammenzubringen, die bereits unter dem Klimawandel leiden.

Ist der Kolping Diözesanverband kampagnenfähig, war schließlich eine entscheidende Frage. Robert Werner ist überzeugt, dass Kolpingsfamilien etwas bewegen können. Wir brauchen Ideen, die Lust machen, sich fürs Klima zu engagieren.  Auch Matthias Schneider ist sich sicher: Kolping kann etwas bewegen. Es werde Unternehmenszweige geben, die zuerst und tief unter dem Klimawandel leiden werden. Beispielsweise die Landwirtschaft und auch die Automobilindustrie. Mitarbeitende müsse man mit Umschulungs- und Weiterbildungsangeboten stärken, damit sei weiterhin am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Energieberater Staudenrauß sieht in der Bildungsarbeit einen guten Hebel für mehr Klimagerechtigkeit.

Wie soll es nun weitergehen im Verband? Eberhard Vogt skizzierte die ersten Ideen. Für die Verbandshomepage kolping-dvrs.de wird eine neue Unterseite „Kolping für Klimaschützer“ erarbeitet. Dort werden weiterführende Infos zu finden sein. Gemeinsam mit den Kolpingsfamilien wird sie mit Ideen und Aktionen befüllt.

Bei Kolping-Veranstaltungen soll deren Umweltverträglichkeit bilanziert werden. Eine Beteiligung an der Erzeugung regenerativer Energien wird angestrebt. Die Einrichtungen des Kolpingwerks sollen für den Klimaschutz gewonnen werden. Eberhard Vogt wies auch auf das Klimamobil des Bundesverbands hin, das ab sofort gebucht werden könne.

In Kleingruppen gingen die Kolpinggeschwister dann der Frage nach, was sie im Alltag in den unterschiedlichen Rollen für den Klimaschutz tun können, sie beschäftigten sich mit den Zielen der Nachhaltigkeit, entwickelten Projektideen zum Klimaschutz und machten sich mit der Aktion  Klimafasten vertraut