Betört von Jesu Geist

Bild: Yohanes Vianey Lein in Pfarrbriefservice

Ein geistlicher Impuls zu Pfingsten

Pfingsten – für die einen ein verlängertes Wochenende mit verschiedenen Events, für die anderen Gelegenheit für einige frühsommerliche Reisetage, für Christen und Christinnen das Fest des Heiligen Geistes.

Eine besondere Art von Event war das erste Pfingsten – sozusagen das Original. Die Apostelgeschichte erzählt uns von einem großen Aufruhr. Viele Menschen waren nach Jerusalem gekommen, um das Erntefest zu feiern. Also kaum verwunderlich, dass auch die Jüngerinnen und Jünger Jesu in Jerusalem waren und sich zum Fest und Essen versammelten. Und es ereigneten sich überraschende Dinge.

Mitten in ihrem Treffen fingen die Jünger und Jüngerinnen Feuer. Zungen wie Feuer verteilten sich auf sie. Wie sollten sie das deuten? Was mögen sie dabei gespürt haben? Darüber nachzudenken hatten sie zuerst einmal gar keine Zeit, denn draußen vor der Tür erschreckte die Menschen ein ohrenbetäubendes Getöse. Zu diesem Zeitpunkt hielten sich viele Ausländer und Ausländerinnen in Jerusalem auf – aus mindestens 17 Nationen (Apg 2,9-11), sie hörten die Galiläer reden und verstanden sie in ihrer Muttersprache. Welch ein Wunder! Wie kann das sein! Manche versuchten es mit einer einfachen Erklärung: sie müssen betrunken sein. Petrus bringt in einer langen Rede Ordnung ins Chaos. Die Botschaft des Propheten Joel erfüllt sich – nämlich, dass über die Menschen Gottes Geist ausgegossen werden würde und sie Visionen und Träume von einer guten Zukunft haben würden.

Petrus muss so überzeugend gewesen sein, dass es zu einer Massenbekehrung kommt. Dreitausend Menschen lassen sich an diesem Tag taufen. Gottes Geist ist Grund für diese Bewegung, die in den neugetauften Anhängern und Anhängerinnen des "Neuen Weges“, wie sich die Christen und Christinnen damals nannten, einen Mut und eine Courage freisetzen, die ihr Leben grundlegend veränderte. Sie wurden zu Menschen, die ihr Hab und Gut miteinander teilten und die sich sozial engagierten, wie wir heute sagen würden. Der Eindruck dieser zuerst merkwürdigen Ereignisse hatte sich tief in ihr Herz eingeprägt und nicht mehr losgelassen. Das war nicht eine Erfahrung für einige  Augenblicke, sondern für ein ganzes Leben.

Es lohnt sich, Apostelgeschichte 2 ganz nachzulesen. Es lohnt sich, an diesem Pfingstfest nachzudenken, wohin Gottes Geist uns persönlich und unserer Kolpingsfamilien führen will. Es lohnt sich, darüber nachzudenken, welche Reformen in der Kirche überfällig sind, um dem Ursprung von Kirche als „Neuem Weg“ wieder nahezukommen. Es lohnt sich, das Evangelium „unverbraucht“ zu lesen und es neu zu inkulturieren in unsere Zeit. Lassen wir uns vom Geist Gottes betören – vielleicht spüren dann auch wir das Feuer auf unseren Köpfen und in unseren Herzen.

Claudia Hofrichter