"Da muss man doch was tun"

Pater Gerhard Lagleder mit einem AIDS-Waisen.

Pater Gerhard Lagleder mit einem AIDS-Waisen.

Kolping Mietingen engagiert sich für Kranke und Hilfsbedürftige in Südafrika. Im Bild: Initiator des Energieprojektes Hans-Peter Bailer, Pater Gerhard Lagleder und  Kolping Vorstand Nunnenmacher.

Kolping Mietingen engagiert sich für Kranke und Hilfsbedürftige in Südafrika. Im Bild: Initiator des Energieprojektes Hans-Peter Bailer, Pater Gerhard Lagleder und Kolping Vorstand Nunnenmacher.

Blick auf das Care Center mit der zukünftigen Solar- und Photovoltaikanlage. Bilder: KF Mietingen

Blick auf das Care Center mit der zukünftigen Solar- und Photovoltaikanlage. Bilder: KF Mietingen

Die Kolpingfamilie Mietingen unterstützt mit ihrem Theaterspielerlös ein Aids-Hospiz und Hilfszentrum von Benediktinermönch Gerhard Lagleder in Südafrika.

Der Bezug zu dem südafrikanischen Projekt ist durch den Benediktinermönch Gerhard Lagleder entstanden. Lagleder lebt in Südafrika im Distrikt Zululand, wo drei Viertel der Bevölkerung HIV-positiv sind. Er sieht sich dort mit Not und Verwahrlosung konfrontiert, mit „einer Riesenschere zwischen Arm und Reich“ und mit der schwindelerregend hohen HIV-Infektionsrate. „Da muss man was tun“, sagte sich Lagleder – ein Satz, der bei Lagleders Vortrag vergangenen Sommer häufig zu hören war. 

1996 gründete er in der Stadt Mandeni ein Pflege-, Sozial- und Hospiz-Zentrum mit . 40 stationären Betten, Tagespflege und häuslicher Pflege sowie einem Kinderheim. „Wir betreuen momentan knapp 1000 Patienten“, so Pater Gerhard. Für viele von ihnen ist die Diagnose HIV-positiv kein Todesurteil mehr, denn es gibt eine wirksame medikamentöse Therapie. Mit dieser Behandlung könne ein Infizierter selbst nach Ausbruch der Krankheit noch bis zu 35 Jahre leben, und zwar bei guter Gesundheit, so Lagleder. Die sogenannte anti-retrovirale Therapie reduziere die Viren bis unter die Nachweisgrenze. „Wichtig ist aber, dass die Medikamente zuverlässig eingenommen werden.“ Deshalb steht eine umfassende Aufklärung und Beratung am Beginn der Therapie. Trotzdem ist der Tod in Lagleders Aids-Hospiz allgegenwärtig. Im Durchschnitt sind 0,7 Sterbefälle pro Tag zu beklagen.

AIDS Waisenkinder haben in der Regel keine Chance. Somit war für Lagleder schnell klar, dass auch die Hinterbliebenen Hilfe brauchen. So wurden Ausbildungsstipendien ein Basis für eine Zukunft die es sonst nicht gäbe.

Erschütternd sei aber auch, dass 25 Prozent der südafrikanischen Kinder an Hunger leiden und weitere 26 Prozent von Hunger bedroht sind – auch hier „muss man was tun“…

Hilfe aus der Hilflosigkeit fasste er am Ende die verschiedenen Projekte zusammen. Da die Zuschüsse für die AIDS Behandlungen bei weitem nicht die Kosten decken, und keiner der Patienten in der Lage ist, für die Leistungen zu bezahlen, ist Lagleder für die Unterstützung dankbar.

Aber er sucht auch nach Einsparungsmöglichkeiten: Mit Idee und Hilfe von Kolpingbruder Hans-Peter Bailer und seinem Freund Professor Wolfgang Mauch wurde die Energieversorgung des Pflegezentrums umgekrempelt.

Mauch, der bei der Forschungsstelle für Energiewirtschaft in München arbeitet, schickte auf eigene Kosten einen Mitarbeiter nach Südafrika, um die Gebäude zu analysieren und ein Konzept auszuarbeiten, mit dem die Versorgung günstiger wird. Laut Lagleder wird der Strom meist aus Kohle erzeugt. „Dabei scheint die Sonne doppelt so viel wie hier in Deutschland.“ Vor rund einem Jahr wurde nun für 70 000 Euro eine Solarthermieanlage installiert, die in 15 Jahren schätzungsweise 215 000 Euro an Energiekosten einspart. „Damit rentiert sich jeder Euro, der in die Anlage gesteckt wurde, dreimal“, so Lagleder. „Mittlerweile ist der zweite Teil des Projektes in Betrieb: die Photovoltaikanlage“. Neben Anschaffungen, wie z.B. einem Auto für Krankenbesuche, war diese Investition in die Zukunft die größte Sonderausgabe im vergangenen Jahr: Lagleder musste mit der einhergehenden Dachrenovierung 113.000 Euro sammeln. „Das ist ein äußerst nachhaltiges Hilfsprojekt“ meint der mittlerweile am Ammersee wohnende Bailer, der zur Spendenübergabe nach Mietingen gekommen war, dankbar mit Blick auf die zur Verfügung gestellte Summe „den die gesparten Energiekosten kommen über viele Jahre weiteren Hilfsbedürftigen zu“.