Das dialogische Miteinander in der Kirche fördern

Nicht die Teilhabe, sondern der Ausschluss von Frauen von Diensten und Ämtern sei begründungspflichtig. Dr. Claudia Hofrichter beim Bezirkstag des Kolpingwerks Zollernalb. Bild: Hubert Gulde

„Was bedeutet der synodale Prozess für unser Handeln?“ Dieser Frage gingen die Kolpinggeschwister aus dem Bezirk Zollernalb bei ihrem Bezirkstag nach.

Voll Freude über einen voll besetzten Gemeindesaal im Schwesternhaus Lautlingen begrüßte Bezirksvorsitzender Hubert Gulde die Kolpinggeschwister aus dem Bezirk Zollernalb. Zweieinhalb Jahre später als ursprünglich geplant, trotzdem umso aktueller sei das Tagesthema, leitete Gulde über zum Referat von Dr. Claudia Hofrichter. Die promovierte Theologin und Geistliche Leiterin des Kolpingwerk Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart, hatte bereits zuvor beim Gottesdienst in der Lautlinger Pfarrkirche die Ansprache übernommen und legte inhaltlich die Spur zu notwendigen Veränderungen in der Kirche.

Hofrichter griff die Anliegen des „Synodalen Weges“ auf, mit dem die Mitglieder der Deutschen Bischofkonferenz (DBK), Delegierte des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) sowie weitere Vertreterinnen und Vertreter geistlicher Dienste und kirchlicher Ämter in der „Synodalversammlung“ diese beraten und Beschlüsse dazu fassen. Anlass hierfür sei die Missbrauchsstudie aus dem Jahr 2018 gewesen, mit welcher spätestens ein akuter Reformstau zutage getreten sei. Es sei klar geworden, dass die Kirche Umkehr und Erneuerung brauche, so Hofrichter. Die Frage nach Gott und seinem Weg mit den Menschen gehe nicht nur an Kleriker, sondern gelte auch Laien, und zwar Männern und Frauen gleichermaßen; die Kraft des Heiligen Geistes bilde dafür die Grundlage.

Aktuell habe vom 8. bis 10. September in Frankfurt die vierte Synodalversammlung stattgefunden, wobei der Reformdialog zunächst fast gescheitert wäre, berichtete Hofrichter. Ein Grundsatzpapier zur Liberalisierung der katholischen Sexuallehre sei von einer Sperrminorität der Bischöfe verhindert worden. Dennoch sei nach teilweise emotionaler Aussprache noch viel Positives gelungen: Die Rolle der Frauen in der Kirche, eine Neubewertung der Homosexualität, Handlungstexte zur Grundordnung des kirchlichen Dienstes sowie zur Einrichtung eines Synodalen Rates seien jeweils mit den notwendigen Zweidrittelmehrheiten von Delegierten und Bischöfen verabschiedet worden.

Zur Frage nach mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche äußerte die engagierte Theologin, dass nicht die Teilhabe, sondern der Ausschluss von Frauen von Diensten und Ämtern begründungspflichtig sei. Es gehe um die gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag und darum, diese mit dem Evangelium in Verbindung zu bringen. Hofrichter streifte auch die Inhalte des Forums zur priesterlichen Existenz heute und erinnerte, dass auch schon in den vergangenen Jahrzehnten noch weitere pastorale Berufe in der Kirche entstanden seien.

Zum Schluss des von den Gästen aufmerksam verfolgten Referats stellte die Theologin die demokratischen Verbandsstrukturen des Kolpingwerkes denen der hierarchisch verfassten Kirche gegenüber. Der begonnene Weg biete demnach die große Chance, das dialogische Miteinander auch in der Kirche zu fördern sowie Macht- und Gewaltenteilung anzustreben. Diese synodalen Aspekte würden auch von anderen innerkirchlichen Reforminitiativen stark gefordert. Deshalb werde der Synodale Weg auch vom Kolpingwerk Deutschland unterstützt, der zwar sicher mühsam, letztendlich aber alternativlos sei, so Hofrichter unter starkem Beifall der Anwesenden. Die Kolpingschwestern und -brüder nutzten im Anschluss die Gelegenheit zum Meinungsaustausch mit der Fachfrau, die am Institut für Fort- und Weiterbildung der Diözese Rottenburg-Stuttgart tätig ist.