In der Kolpingsfamilie Ulm waren die Frauen der Kolpingzeit weit voraus. Sie gründeten bereits 1965 eine eigene Frauengruppe – auch ohne Aufnahme bei Kolping. Irmgard Ilg war damals die treibende Kraft. Dieses Jahr hat die Frauengruppe der Kolpingsfamilie Ulm ihr 50-Jähriges gefeiert.
1965 war Kolping eine Männerdomäne. Die Kolpingbrüder trafen sich 14-tägig – immer ohne Frauen. Dabei hatte der damalige Präses Kaplan Otto Vogel angeregt: „Bringt doch Eure Mädle auch mal mit. Schließlich habe auch Adolph Kolping seinen Gesellen ans Herz gelegt, sie sollten die Frauensleut‘ mitbringen, dass man sie besehen und in die Augen schauen könne. So kam es, dass die Ulmer Kolpingbrüder Frauen zu den Zusammenkünften eingeladen haben. Mit der Zeit sind daraus engere Beziehungen gewachsen, es wurden Ehen geschlossen, Familien gegründet und viele Familienfeste zusammen gefeiert.
Die Idee zur Frauengruppe entstand bei einer Nikolausfeier 1964, erinnert sich Irmgard Ilg: „Wir Frauen saßen zusammen und haben über unsere Familien erzählt. Weil es in der Runde so schön war, beschlossen wir uns regelmäßig zu treffen. In einer konstituierenden Versammlung am 18. Januar 1965 haben wir innerhalb der Ulmer Kolpingsfamilie eine eigene Gruppe, mit der Bezeichnung Frauengruppe der Kolpingsfamilie Ulm e.V. gegründet. Auch unsere Männer waren begeistert. Aber als später dann auch Frauen Mitglieder werden konnten, meinten sie, es würde reichen, wenn der Mann Kolpingmitglied ist.“
Dies waren nachvollziehbare finanzielle Gesichtspunkte. In den meisten jungen Familien war das Geld knapp. Doch die Frauen pochten auf ihr Recht und wollten ganz offiziell Mitglied werden. Aber es sollte noch bis 1983 dauern, dass alle Ulmer Kolpingfrauen als Mitglieder im Kolpingwerk aufgenommen wurden. Irmgard Ilg hat später von 1988 bis 2014 als Vorsitzende die Geschicke der Ulmer Kolpingsfamilie geleitet. Bis heute ist die Frauengruppe eine tragende Säule der Ulmer Kolpingsfamilie.