Hilfsfahrt für Kriegswaisen in der Ukraine

Jana Hoffmann und Martin Gelmar haben Hilfsgüter zu zwei ukrainischen Waisenhäusern gebracht. Bild: KF Süßen

Angekommen und voller Freude begrüßt!

An Karfreitag startete ein Hilfskonvoi von Süßen in die Ukraine. Organisiert hatte ihn die Kolpingsfamilie Süßen und die KSK-Plattform "WirWunder". Ziel waren zwei Waisenhäuser im Großraum von Mukachevo, wo über 150 Kriegswaise leben.

Im Vorfeld sammelte die Süßener Kolpingsfamilie Sach- und Geldspenden für diese Aktion. An den vier Sammlungstagen wurden im Katholischen Gemeindehaus knapp 700kg Lebensmittel und Hygieneartikel gespendet. Diese wurden unter Mithilfe der Ukrainer vom "Cafè Hand in Hand" verpackt und auf kyrillisch beschriftet. Zu diesen Sachspenden kam dann auch noch die stolze Summe in Höhe von 16.800 € an Geldspenden auf dem Spendenkonto der Kolpingsfamilie und der KSK-Plattform "WirWunder" zusammen. 

Nun war klar: Es reichte für zwei Transporter. Deshalb gleich Doro und Patric aktiviert, unsere letztjährigen zwei Mitfahrer aus Römerberg (Speyer). Deren Bus (bereitgestellt von der Firma Weller in Bietigheim) konnten wir mit diesen Sachspenden beladen, zusätzlich kamen noch 100kg Waschpulver, 100kg Vollmilchpulver (ergeben über 800 Liter Milch), 70kg Nudeln, 30kg Volleipulver (entsprechen über 2500 Eiern), 50kg Wurstbüchsen....in deren Transporter.

Unseren Bus bekamen wir wieder von der Süßener Firma Carl Stahl gestellt - dies nun schon zum zweiten Mal, damit war diese Aktion überhaupt erst möglich. Der Bus wurde an Gründonnerstag mit allerlei Lebensmitteln beladen, über 1000kg an: Käse, Brot, Müsli/-riegel, Kekse, Tomatenmark, Zwieback, Bananen, Äpfel, Kaba, Marmelade, Nutella, Dosenobst, Linsen, Reis, Mehl, Putzmittel.....und natürlich auch Süßigkeiten - eine sehr große Bandbreite, um ordentlich Abwechslung in den Speiseplan zu bringen.

An Karfreitag trafen wir uns um 18 Uhr mit Doro und Patric kurz vor der ukrainischen Grenze (Übergang Beresuràny - Luzhanka) an der letzten Tankstelle in Ungarn. Aus Ingolstadt stieß noch ein dritter Transporter hinzu, welcher Waren für Flüchtlingsheime und auch Stromgeneratoren geladen hatte.

Der Grenzübertritt auf ungarischer Seite verlief unproblematisch (ca. 80min), da lernt man aber erst wieder ein grenzfreies Europa schätzen. Auf ukrainischer Seite erwarteten uns dann Gabi und Sergej, welche unsere Fahrten immer organisatorisch begleiten und alles Notwendige an der ukrainischen Grenze regeln. Die Grenzformalitäten waren auch dort sehr schnell erledigt und wir durften in die Ukraine einreisen, es wurde schon dunkel. Im November 2022 gab es keinerlei Beleuchtung an den Straßen und Häusern, welch ein Unterschied bei dieser Fahrt: Alles war ausgeleuchtet (bei den Straßenverhältnissen ein Riesenvorteil) auch viele Einkaufsläden hatten geöffnet - in der Ukraine ist es nicht unüblich, dass alles 24 Stunden an 7 Tagen die Woche geöffnet hat - zumindest vor dem Krieg.

In Mukachevo ging es zuerst zu Sergejs Mutter, dort wurde ein Teil des Ingolstädter Busses entladen - Sergejs Mutter hilft bei der Organisation des Waisenhauses mit. Danach haben wir die Busse (bewacht) abgestellt und liefen ins Hotel. Dort angekommen konnten wir unsere Zimmer leider doch nicht beziehen. Am Nachmittag kamen viele Kriegsverletzte nach Mukachevo und da die Krankenhäuser voll waren, mussten sie auf die Hotelzimmer ausweichen. Sergej und Gabi organisierten uns dann aber kurzfristig eine Ferienwohnung, in der wir nach 23 Uhr unsere jeweiligen Zimmer beziehen konnten.

An Karsamstag trafen wir uns morgens bei den Bussen und es gab Kaffee und Gebäck aus einer ukrainischen Bäckerei, u.a. Brötchen mit Kartoffeln und auch Kraut gefüllt. Nach dieser rustikalen Stärkung fuhren wir in Mukachevo zu einer Anlaufstelle für Flüchtlinge und Bedürftige, dort wurde der Ingolstädter Bus komplett entladen.

Nun ging es auch endlich in das erste Waisenhaus, in dieses zum ersten Mal für uns alle. Dort angekommen wurden wir freudig von den Kindern begrüßt und durften die Räumlichkeiten anschauen. Welch ein Unterschied zu "unserem" Waisenhaus, welches den Anstoß für diese Spendenaktion gab. Dieses Waisenhaus existiert schon sehr lange und verfügt über eine sehr gute Infrastruktur und Organisation. Die Kinder sind in Kleingruppen untergebracht, welche jeweilig über eigene Räumlichkeiten und auch jeweils eigener kleiner Küche verfügen. Sie können somit wie in einer Großfamilie zusammenleben und haben genügend Platz für vielfältige Aktivitäten. Ein bedrückendes Erlebnis war dann aber, als wir gefragt wurden, ob wir denn auch die kranken Kinder besuchen können, da sie nicht raus dürfen. Die kranken Kinder stellten sich dann als behinderte Kinder heraus....gesellschaftlich leben diese am Rande und bleiben unter sich.

Aufgrund der vergleichsweisen guten Versorgung des Waisenhauses, entschieden wir uns, nur einen Teil der gekauften Lebensmittel dort zu lassen. Alle gespendeten und auch den Großteil der gekauften Artikel beließen wir in unseren zwei Bussen - für "unser" bedürftiges Waisenhaus.

Nach einem sehr leckeren (gehaltvollen) ukrainischen Mittagessen in einem hiesigen Restaurant ging es auf die 90-minütige Fahrt in das zweite Waisenhaus. Dies wurde von den Stadtoberen aus Mukachevo ganz weit nach draußen verfrachtet, da sie in der Stadt keinen Platz mehr für die Kinder hatten - aus den Augen, aus dem Sinn trifft dies am Ehesten.

Dort angekommen durften wir in den kleinen Aufenthaltsraum und die gerade erst vom Mittagschlaf erwachten Kinder kamen auf uns zu. Viele bekannte Gesichter, ein emotionales Wiedersehen, alles voller Freude und Lachen.

Draußen begannen wir mit dem Entladen der zwei Busse, unter fleißiger Mithilfe der Kinder und Jugendlichen. Schnell wurden die Haribo-Mäuse und Brausebrocken geplündert, die Schokohasen gab es aber erst an Ostersonntag.

Die Betreuer waren sprachlos, sie hatten nicht mit solch einer Menge an gelieferten Waren gerechnet - schnell war auch das letzte Eckchen des Waisenhauses mit Kartons zugestellt, Probleme die Freude machen.

Auf dem Innenhof wurde derweil gespielt, mit Händen und Füßen gesprochen - Gabi und Sergej musste sehr oft zum Dolmetschen hinzugezogen werden. Es wurde geknuddelt und umarmt, man spürte die enorme Sehnsucht der Kinder nach Nähe und Liebe, nach Geborgenheit. Alleine dies erleben zu dürfen, diese zwei Stunden mit den Kindern teilen zu dürfen, dies entschädigt uns für die ganzen Anstrengungen und die langwierige Organisation dieser Tour. 

Von Herzen möchte sich die Kolpingsfamilie bei allen Spendern und Unterstützer bedanken, Sie haben damit sehr viel Freude in die sicherlich oft traurigen Kinderseelen gezaubert.

Als besonderen Gruß aus Süßen durften wir einen Palmbesen überreichen. Dieser wurde von den "Jungen Familien" und den Ukrainern des "Cafè Hand In Hand" gebunden. Auf den angebrachten Zetteln standen auf deutsch und kyrillisch viele Wünsche und Grüße an das Waisenhaus.

Aufgrund des tollen Spendenergebnisses können wir sogar noch einen weiteren Transport planen. Zum Beispiel wurde gefragt, ob wir denn beim nächsten Mal ein Regal mitbringen könnten. Für uns ein ganz banales Kellerregal, im nächsten Baumarkt RuckZuck gekauft, hier aber nicht zu bekommen. Sie sehen, Kleinigkeiten helfen und Kleinigkeiten können die große Veränderung bringen, eine große Hilfe sein.

Sehr gerne dürfen Sie diese Projekte weiter über "WirWunder" der KSK-Göppingen bzw. über die Kolpingsfamilie Süßen unterstützen.

Am Donnerstag, 15.06.2023 veranstaltet die Kolpingsfamilie eine Informationsveranstaltung u.a. über diese Fahrt. Beginn ist um 19 Uhr im Katholischen Gemeindehaus in Süßen.

Martin Gelmar