„Kann nicht mehr schweigen“

Diözesanpräses Walter Humm, bittet Bischof Gebhard Fürst in einem offenen Brief, sich für die Priesterweihe der Frau einzusetzen. Im Interview erklärt er, was ihn dazu bewogen hat.

Kolping regional: Walter, warum schreibst du den Brief gerade jetzt?

Walter Humm: Dies hat mehrere Gründe. Die Zeitspanne zwischen meiner schweren Erkrankung vor einem Jahr bis zu meinem 50. Geburtstag hat mich dazu bewogen, dieses Thema aufzugreifen. Der wichtigste Grund für mich ist die Erkenntnis, dass ich hinsichtlich dieses Themas nicht mehr schweigen kann. Verstanden habe ich die Argumentation noch nie, warum Frauen nicht die Priesterweihe empfangen können. Eine große Sorge, die mich antreibt, ist das Heil der Menschen. Die jetzigen kirchlichen Strukturen haben die Sorge um das Heil der Menschen aus dem Blick verloren.

 KR: Was willst du mit diesem Brief erreichen?

WH: Freuen würde ich mich, wenn ich mit diesem Brief erreichen würde, dass sich mein Bischof Dr. Gebhard Fürst mit seiner ganzen bischöflichen Kraft und Macht für die Weihe der Frau zur Priesterin in der katholischen Kirche einsetzt. Vielleicht ermuntere ich auch meine Mitbrüder, sich in der Frage der Öffnung der Weihe für die Frau eine persönliche Meinung zu bilden und sie auch zu vertreten.

 KR: Was entgegnest du Kolpinggeschwistern, die anderer Meinung sind als du?

WH: Ich frage sie zurück, ob es ihre persönliche Überzeugung ist, dass Frauen nicht geweiht werden können, oder ob sie sich bei Ihrer Meinungsbildung auf die Aussagen des Lehramtes der katholischen Kirche verlassen? Ziel ist es, Kolpinggeschwister und geweihte Männern zu einer persönlichen Meinung zu bewegen und diese zu vertreten. Wohlwissend, dass die Öffnung des Weiheamtes für Frauen in der katholischen Kirche nur von den geweihten Männern ermöglicht werden kann. Deswegen ist mein offener Brief weniger an Laien gerichtet, vielmehr an alle Männer, die eine Weihe empfangen haben, und im Besonderen an meinem Bischof.

 WH: Ich bedanke mich bei den Verantwortlichen des Kolpingwerkes Rottenburg-Stuttgart, die mir ermöglichen, dass dieser offene Brief im Wortlaut auf der Homepage veröffentlicht wird. Er ist unter kolping.de abrufbar.

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