Schönes Land mit großer Armut

Von ihrem dreimonatigen Aufenthalt in Südafrika hat die Trossingerin Melanie Tobjinski einige Souvenirs und Informationen mit zu ihrem Vortrag „Reisen und Arbeiten in Südafrika“ mitgebracht. Bild: Ingrid Kohler

Melanie Tobjinski berichtete bei der Kolpingsfamilie Trossingen über die Erfahrungen, die sie während ihres dreimonatigen Aufenthalts in Südafrika gemacht hat.

 Ihre Reiselust führte Melanie Tobjinski nach Südafrika. In einem gut anderthalbstündigen öffentlichen Vortrag mit mehr als 300 beeindruckenden Bildern, hat sie Anfang dieser Woche bei einer Veranstaltung der Kolpingsfamilie Trossingen ihre Eindrücke geschildert.

 Doch warum Reisen und Arbeiten? Da ihr Arbeitergeber ihr eine dreimonatige Auszeit ermöglichte, sei sie ihrem Wunsch, etwas Soziales zu tun, nachgekommen. Weil sie aber für keine große Organisation tätig sein wollte, kamen die Kontakte zu Hermann Klöcker, der seit mehr als 20 Jahren ein kleines privates Kinder- und Jugendheim in Blythdale Beach in der Provinz Kwazulu-Natal betreibt, gerade im richtigen Moment. Der heute 85-Jährige lebte früher in Durchhausen und hat schon seit den 1980er-Jahren zuerst den alten Kellhof, später den Kellhof-Alte Post als Kinder- und Jugendheim betrieben.

 Zunächst eine Rundreise

So flog die Trossingerin mit Mann Magnus Tobjinski zu einer dreiwöchigen Rundreise nach Südafrika. Vom Startpunkt, dem Haus von Hermann Klöcker in Blythdale Beach, führte die Reise mit beeindruckenden Bildern von Flora und Fauna entlang der bekannten Gardenroute über Port Elizabeth, Kapstadt und Bloomfontain über rund 5000 Kilometer zurück zum Ausgangsort. Die Lebensumstände zwischen den in oft unwürdigen Zuständen der Townships lebenden Schwarzen, von denen sie ganz bewusst keine Fotos gemacht habe, seien in sehr krassem Gegensatz zu dem Luxus, in dem viele Weiße schwelgen. Nach drei Wochen flog Magnus Tobjinski zurück nach Deutschland, während seine Frau sich im Haus ihres Gastgebers nützlich machte. Hermann Klöcker unterstützt junge Zulus, die bei ihm wohnen und denen er eine Art Familienersatz ist. Er unterstützt sie finanziell beim Schulbedarf, den Uniformen und der Ausbildung, sowie mit Schuhen und Kleidung, die er über Spenden aus Deutschland beschafft. Ebenso gebe er viele Kleiderspenden an Kinderkrankenhäuser.

 Arbeit im Krankenhaus

Über mehrere Wochen hat Melanie Tobjinski dann als „Play Therapist“ im Stanger Hospital gearbeitet, ohne jegliche medizinische und pflegerische Vorkenntnisse. Schwerpunkte waren neben der Beschäftigungstherapie in der Pädiatrie auch die Gesprächsbegleitung bei Palliativbehandlungen gewesen. Mangelernährung aufgrund einseitiger oder unzureichender Nahrung, Tuberkulose, sowie das HIV-Virus und Aids seien die häufigsten Gründe, warum die Kinder ins Hospital eingeliefert werden und dann wie im Falle eines kleinen HIV-positiven Jungen, den sie in der kurzen Zeit ins Herz geschlossen hatte, sterben. Zum Ende ihres dreimonatigen Aufenthalts machte sich die Trossingerin gemeinsam mit ihrer Freundin noch einmal auf die Reise mit Ziel Johannesburg und Pretoria, begleitet von zwei Zulu-Jungs ihres Gastgebers. „Insgesamt war es eine schöne Zeit mit vielen teils schwierigen und gefühlsmäßig nachhaltigen Erfahrungen fürs Leben“, so das Fazit von Melanie Tobjinski, die sich glücklich darüber zeigt hier, in Deutschland geboren zu sein und in einer intakten Familie und einem guten sozialen Umfeld zu leben“.

Ingrid Kohler