Trossingen morgen – eine Stadt im Umbruch

Andrea Lienhard (rechts) bedankte sich mit einem kleinen Präsent für den interessanten Ausblick bei Bürgermeisterin Susanne Irion. Bild: KF Trossingen

Mit einem Besuch der Trossinger Bürgermeisterin Susanne Irion gab es für Kolping Kommunalpolitik aus erster Hand.

Die Vorsitzende der Kolpingsfamilie, Andrea Lienhard, konnte am Dienstagabend im Kolpingheim die Trossinger Bürgermeisterin Susanne Irion begrüßen und sich über ein voll besetztes Haus freuen. In 45 Minuten unternahm Susanne Irion einen Ausblick in die Zukunft von Trossingen, wobei sie anhand von Schaubildern die demoskopischen Grundlagen für die Zukunftsprognose schilderte. So verläuft in Trossingen die Bevölkerungspyramide ganz anders als anderswo: zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr hat Trossingen einen Frauenüberschuss und insgesamt übersteigt die Zahl der 20- bis 40-Jährigen die geburtenstarken Jahrgänge der 50er-Jahre.

Trossingen hat doppelt so viele Kinder, als der Landesdurchschnitt ausweist! Auch die Geburtenrate mit über zwei Kindern pro Frau liegt Trossingen über dem Durchschnitt. Dies bedeute für die Schul- und Kindergartenplanung, dass die Stadt aus sich herauswächst. Aus ihrer Sicht sollte dieses Wachstum aber 5-6 Prozent nicht überschreiten. Zum Bevölkerungswachstum nennt Frau Irion folgende Entwicklung: 1995 hatte Trossingen 14 000 Einwohner, seit 2020 sind es über 17 000. Das prognostizierte Wachstum bis 2040 liege für die Verwaltungsgemeinschaft im Bereich von 23 000 Einwohnern, für Trossingen bei 21 000. Der Ausländeranteil beträgt hier 22,5 Prozent in Baden-Württemberg 16 Prozent. 2013 war der stärkste Zuwachs an Ausländern zu verzeichnen; seit 2020 ist eine Stagnation der Zuwanderung erfolgt. 2022 sind bisher 180 Ukrainer in Trossingen eingetroffen. Diese Entwicklung stelle Trossingen vor die Herausforderung, wie die Integration dieser Menschen mit Migrationshintergrund gelinge.

Zur Siedlungsentwicklung wies Susanne Irion darauf hin, dass hier eine Verdichtung der Bebauung anzustreben sei. Dafür sollten vorhandene Erholungsflächen wie der Stadtpark oder das Gebiet „Gauger“ gut und schöner gestaltet werden.

Zur Schul- und Bildungsentwicklung stellte die Bürgermeisterin anhand der demoskopischen Zahlen fest, dass bis 2030 etwa 20 Prozent mehr Krippenkinder da sein werden, was eigentlich neun zusätzliche Krippen- und Kitaplätze notwendig mache. Die Werkrealschule werde aus dem Gebäude der Löhrschule durch Neubau an den Campus beim Gymnasium angegliedert. In die zu renovierende Löhrschule ziehe die Grundschule aus der Rosenschule um. Gymnasium und Realschule müssen erweitert werden. Eine große Sporthalle soll in jenem Schulzentrum neu erstellt werden. Die Grundschule Friedensschule wird zur Ganztagsschule umgebaut.

Die geschätzten Kosten für all die erforderlichen Bauprojekte schätzt die Bürgermeisterin auf 70 Mill. Euro. Die wachsende Einwohnerzahl bedeute auf der Finanzseite auch höhere Schlüsselzuweisungen, Anteile an der Einkommensteuer und Ausgleichsstock-Zuwendungen. Für den bis 2035 ansteigenden Anteil der Senioren über 65 auf 42 Prozent sollten bestehende Angebote ausgeweitet und Pflegeplätze neu geschaffen werden.

Schließlich ging die Bürgermeisterin auf die Situation in der Innenstadt und im Einzelhandel ein. Einem guten Einzelhandelssortiment stehe eine zum Bundesdurchschnitt relativ niedrige Kaufkraft gegenüber. Das Wachstum des Online-Handels sei wohl nicht aufzuhalten und werde bis 2030 auf ca. 25 Prozent geschätzt.  Die lange Hauptstraße werde noch von drei großen Baulücken geprägt, was zu einem negativen Erscheinungsbild beitrage. Entwicklungsziele müssten sein: das vorhandene Angebot zu bündeln. Im Bebauungsplan Innenstadt werde eine höhere Gebäudehöhe angestrebt. Das Erdgeschoss muss zwingend gewerblich genutzt werden. Der Rudolf-Maschke-Platz mit seiner Scharnierfunktion werde leider für diese Möglichkeit noch nicht genutzt. Die Trossinger Innenstadt der Zukunft sollte Orte ausweisen, an denen man sich gerne begegnet.

Die von Sachkenntnis und Optimismus geprägten Ausführungen von Frau Irion gaben reichlich Anlass für eine ausgiebige Diskussion unter den ca. 40 Anwesenden. Andrea Lienhard bedankte sich mit einem kleinen Präsent für den hochinteressanten Ausblick durch die Bürgermeisterin auf „Trossingen morgen – eine Stadt im Umbruch“.

Walter Haas - Kolpingsfamilie Trossingen