Arbeiten und Leben nach Corona

Bild: Pfarrbriefservice

Ein geistlicher Impuls zum Monat Juli

Seit März leben wir mit dem Virus Covid 19. Es hat unser Leben grundlegend verändert und nicht wenige sehnen sich nach ihrem alten Leben zurück.  Vielleicht dauert es noch Monate bis ein Impfstoff gefunden ist und wir ins alte Leben zurückkönnen. Doch wollen wir das wirklich? Oder nutzen wird die Chance für Veränderungen und stellen uns der Herausforderung. Die wäre, das Leben mit dem unsichtbaren Virus so zu gestalten, dass das Reich Gottes unter uns erfahrbar bleibt. Denn das ist der Auftrag an uns, die Jünger und Jüngerinnen Jesu, in dieser Zeit.

 Bevor etwas Neues entstehen und seine Kraft entfalten kann, muss das Alte verabschiedet und betrauert werden. Hier kann uns ein Blick in die verschieden Phasen der Trauer um einen Menschen helfen. Es stellt sich somit eine erste Frage: Wollen wir das alte Leben loslassen oder hängen wir so sehr an ihm, dass wir etwas Neues noch nicht sehen können oder  wollen. Sicher gibt es in unserer Gesellschaft viele Beharrungskräfte. Doch wollen wir billigend in Kauf nehmen, dass sich an den aufgedeckten Missständen nichts ändert?

Erst wenn diese Abschiedsphase  vorbei ist, kann etwas Neues wahrgenommen werden. Oft ist es eigentlich schon mitten in der Krise da und wird vor lauter Emotionalität und Betroffenheit nur nicht so wahrgenommen. Dieses Neue ist in meinen Augen unter anderem die Wertschätzung von all den Menschen, die in der extremen Krisenzeit als systemrelevant eingestuft wurden. Pfleger, Kassierer, Erntehelfer, Mitarbeiter in Schlachthöfen und viele mehr. All jene Berufe, die von der meinungsführenden Gesellschaft vor der Krise weder finanziell noch emotional wertgeschätzt wurden.

Für einige Berufsgruppen, die in dieser Krisenzeit nicht als systemrelevant eingestuft wurden, stellt sich die Frage: Wozu bin ich noch da? Diese Frage beschäftigt nach meiner Wahrnehmung viele meiner Mitbrüder im priesterlichen Dienst sehr, aber auch pastorale Mitarbeiter sind in diesen Sog geraten. Eine erste Antwort darauf war: Wir Priester sind nicht systemrelevant aber lebensrelevant! Wie lebensrelevant wir Priester und pastorale Mitarbeiter sind, zeigen die Besucherzahlen unserer Gottesdienste, die seit 50 Jahren stetig abnehmen. Da ist von lebensrelevant keine Spur, auch jetzt nicht, da  wir uns wieder zu Gottesdiensten treffen dürfen.

In diesem sichtbaren Mangel liegt auch der Schlüssel für die Tür in eine Zukunft, und eine Gesellschaft in dem der gelebte Glaube in Kirche und Verband systemrelevant und damit auch lebensrelevant ist. Schöne Reden werden die Welt nicht verändern sondern einzig und allein ein tätiges Christentum, das auf die Sorgen  der Menschen mit einer hilfreichen Tat antwortet. Hier ist zuerst einmal der Mut zum Experiment wichtig, denn wir alle wissen noch nicht, wie ein Leben mit Covid 19 aussehen kann.

Zur Vertiefung dieses Themas gibt es ein interessantes Dossier von Publik Forum. „Arbeiten und Leben nach Corona“ kann für 3 Euro beim Verlag bestellt werden.

Walter Humm

Diözesanpräses