Die pastorale Ecke

Nur ein kurzer Einsatz

Die jährlichen Dorfmeisterschaften im  Beach-Volleyballturnier finden statt. Als Flying Kolpings hat sich unsere Sportgruppe angemeldet. „Wir brauchen noch eine Spielerin im Team. Machst du mit? Nur für einen kurzen Einsatz.“ Die Anfrage schmeichelt. Ich fahre zwar gern Rad und laufe, aber eine große Sportlerin bin ich nicht. Und trotzdem fragen sie mich! Es gehe nicht zuerst um Leistung und Sieg, sondern ums Dabeisein. Also gut, denke ich, und sage zu. Über Nacht fallen mir genug Gründe ein, weshalb ich lieber doch nicht mitmachen möchte: „Ich bin aus der Übung, meine Gelenke machen das nicht mit, der Wetterbericht kündigt große Hitze an, …“ Das Ergebnis: Drei aus der Sportgruppe holen einen Volleyball und üben mit mir. Ich schlage auf, pritsche, baggere, die Flugrichtung ist verbesserungsfähig. Sie loben mich dennoch und geben mir gute Tipps. Zwei Tage später dann das Turnier. Ich bin aufgeregt. …

Nun: Das Turnier gewonnen haben wir nicht, aber einen guten Platz erzielt – und „unseren“ ganz persönlichen Sieg: Wir hatten viel Spaß in unserem Team. Welch ein Erfolg für die, die mich motiviert hatten, denn ich habe Lust, fürs nächste Jahr zu trainieren. Welch ein Erfolg für mich, dass ich meine inneren Schreihälse, die Nein sagten, beruhigen konnte.

Weshalb ich das erzähle? Mut tut gut! Über den eigenen Schatten springen, weil die anderen auf mich zählen; gemeinsam Verantwortung übernehmen, darauf kommt es an. Wenn wir mit unserem gesellschaftlichen und politischen Engagement in unseren Kolpingsfamilien als einzelne und als Gemeinschaft etwas erreichen wollen, dürfen wir uns von den inneren und äußeren Einreden nicht entmutigen lassen. Von dieser uralten Erfahrung berichtet bereits das biblische Buch Numeri in Kap 13 und 14. Kundschafter bereisen das Land der Verheißung. Sie begegnen Situationen, die ihnen fremd sind und die sie nicht einordnen können. Deshalb sprechen einige nach der Rückkehr schlecht über das Land. Ihre inneren Stimmen, die das Volk vom Betreten des Landes abhalten wollen, werden immer lauter. Bis eine andere Stimme dazu aufruft: „Gerade jetzt sollte sich die Kraft unseres Gottes in ihrer ganzen Größe zeigen“ (Num 14,17). Lasst euch nicht beirren!

Nur Mut! Steh auf! Mit Gottes Kraft kann jede Kolpingschwester und jeder Kolpingbruder unserem Sozialverband ein Gesicht geben, das keiner übersehen kann.

Übrigens: Mein Einsatz war wirklich kurz. Mit einer Daumenprellung ging ich nach dem zweiten Spiel vom Platz. Was bleibt? Unser Team hat mich gebraucht und der Schmerz vergeht wieder.

 

Claudia Hofrichter

Ehrenamtliche Geistliche Leiterin im Diözesanverband

 

 

 

Ein Stück vom Himmelreich

An der Bundestraße Richtung Freiburg liegt – geographisch gesehen – ein „Himmelreich“. Bezeichnenderweise kommt man dorthin, wenn man durch das „Höllental“ gefahren ist oder in umgekehrter Richtung.
Ich bin überzeugt, dass viele von uns auf den vielfältigen Reisewegen und während der Frei-Zeiten der vergangenen Sommerferienwochen so manches „Himmelreich“ für sich und miteinander erlebt und entdeckt haben.
Ich hoffe und wünsche uns allen, dass diese Erlebnisse nicht allein Vergangenheit bleiben, sondern dass jede und jeder von uns immer wieder ein Stück „Himmel“ auf Erden erlebt – und dass uns das reich und wertvoll ist. Ein Stück „Himmelreich“ auf Erden …
Das Suchen, das Finden und das Entdecken haben also immer etwas mit Bewegung und Unterwegssein zu tun. So wie uns schon Jesus erzählt: „Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude  verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker. Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was er besaß und kaufte sie.“ (Matthäusevangelium Mt 13,44-46)
Jeden Tag neu: Schatz suchen – und finden! Was ist mir ein „Himmel-reich“ und besonders wertvoll? Adolph Kolping sagte schon im Jahre 1850: „Wer sein Herz gibt, erhält leicht ein anderes dafür.“ Und etwas später: „Das Glück der Menschen liegt nicht in Geld und Gut, sondern es liegt in einem Herzen, das eine wahrhafte Liebe und Zufriedenheit hat.“
Da hören wir schon genauer, wie die einzelnen „Schätze“ und „Perlen“ heißen können: Liebe, Freude, Zufriedenheit, Freunde, ein Zuhause, Gesundheit an Leib und Seele, Familie, eine Aufgabe und ein Sinn für mein Leben, Gottvertrauen, Begeisterung, Kontakte, ein gutes Auskommen, Frieden, Wohlergehen, Erfüllung in Lebensaufgaben … Das alles und sicherlich noch viel mehr.
Dann aber gilt: Mach‘ dich auf! Suche deine Schätze im „Acker“ und auf den Entdeckungsreisen deines Lebens! Finde immer wieder neu das Wertvolle in deinem Leben! – Finde ein Stück vom Himmelreich! So wünsche ich uns, dass unser Suchen und Unterwegssein, unser Entdecken und Finden „himmel-
reich“ ist. Und dass uns ein Stück vom „Himmelreich“ bleibt – und das nicht nur zur Sommerzeit!

Clemens Dietz
Familienbildungsreferent und Geistlicher Leiter der Kolpingjugend

Diese „Pastorale Ecke“ wurde im Kolping regional 3/2014 des DV Rottenburg-Stuttgart veröffentlicht