2025: Sich mit Mut und Zuversicht einmischen

Bild: Nadja Orth

Unsere Geistliche, Leiterin Claudia Hofrichter, ruft zum Jahreswechsel dazu auf, die Sehnsucht nach einer guten Zukunft zu leben und dafür Vertrauen, Mut und Zuversicht einzusetzen.

Liebe Kolpingfreund*innen,

2025 wird ein Jahr der Veränderungen und der Suche nach zuverlässigen und lösungsorientierten Perspektiven für viele zu klärende Themen werden. Wir sind das bereits gewohnt. Wir sind geübt, Veränderungsprozesse zu gestalten. Zuweilen scheitern wir, um dann wieder erfolgreiche Strategien zu entwickeln. Also mutig voran.

2025 steht unter dem Vorzeichen der Bundestagswahl am 23. Februar. In den vergangenen Tagen hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Bundestag aufgelöst. Er hat dabei Klartext gesprochen. Er wies deutlich darauf hin, dass sich die Regierung wieder ausdrücklich der Lösung von Problemen widmen müsse. Da habe die Regierung eine große Aufgabe. Die Bürgerinnen und Bürger erwarten tragfähige Vorschläge für die Herausforderungen in unserem Land. „Deshalb muss es in den kommenden Wochen um die besten Lösungen gehen für die Herausforderungen unserer Zeit“, so Frank-Walter Steinmeier. Dass es dabei auch schmerzvolle Prozesse geben wird, ist im Mainstream der Gesellschaft, in der viele das Gefühl haben, Rädchen im Getriebe der politischen Entscheidungen zu sein und zu kurz zu kommen, schwierig auszuhalten. Debatten um gute Lösungen werden immer scharf und  zugespitzt geführt. Das ist kein Kuschelkurs. Demokratie braucht den Wettstreit der Ideen, so der Bundespräsident weiter. Er erwarte aber, "dass dieser Wettstreit mit Respekt und mit Anstand geführt wird, schon allein deshalb, weil nach der Wahl die Kunst des Kompromisses gefragt sein wird, um eine stabile Regierung zu bilden." (Zitate aus: www.tagesschau.de). Wie gut, dass sich SPD, CDU, CSU, Grüne, FDP und Linke mit einem "Fairness-Abkommen" verpflichtet haben, ihre Wahlkampfrhetorik auf Respekt zu gründen. Die wirtschaftlich unsichere Lage, die Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine mit ihren Auswirkungen in Deutschland, die drängenden Fragen der Steuerung von Zuwanderung und Integration, der Klimawandel sowie das friedliche und sichere Zusammenleben in unserem Land sind die großen Wahlkampfthemen.

2025 steht unter dem Vorzeichen, dass sich die politischen Machtverhältnisse seit der Wahl in den USA verschoben haben und sich die Einflussnahme auf Europa verstärken wird, Wahlbeeinflussung inklusive. 

2025 steht unter dem Vorzeichen, dass Friedensverhandlungen endlich die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der Ukraine und Russland, in Nahen Osten und an anderen Orten stoppen müssen. Lösungen sind hier bisher nicht in Sicht. All das wirkt wie eine Drohkulisse auf viele Menschen und schürt Ängste.

Als Kolpingmenschen haben wir hier eine große Aufgabe – nicht nur bis zur Wahl, sondern weit darüber hinaus. Wir haben der Angst vor dem, was kommen könnte, etwas entgegenzusetzen – nämlich unsere Sehnsucht nach einer guten Zukunft für uns und unsere Nachkommen. „Wenn die Sehnsucht größer als die Angst ist, wird Mut geboren. Ohne Sehnsucht machen wir uns nicht auf den Weg.“ Dieser Gedanke des Dichters Rainer Maria Rilke spiegelt wieder, woran wir uns in 2025 halten können: Mut und Zuversicht gegen alle Angst und Bedrohungsszenarien unterschiedlicher Art setzen. Der Angst das „Fürchte dich nicht!“ entgegenstellen, weil unsere Sehnsucht, Zukunft mitzugestalten und die Ahnung, dass wir es können, uns beflügelt.

Bereit sein für die Zukunft heißt, sich mit Mut gegen Populismus und für die Demokratie einzusetzen. Die suggestiv in vielen Talkshows und anderen Medien geschürte
Angst, dass nie alles für alle reicht, die Angst, dass man zu kurz kommen könnte, die Angst vor den Supermächten steckt an und schnell finden sich die zusammen, die dann so etwas wie eine Erregungsspirale in Gang setzen. Und schon rutscht man in die Opfermentalität hinein. Die Gefahr des Populismus ist nicht, dass Wut geäußert wird, die Gefahr ist die Zerstörung einer angemessenen nicht pauschalisierenden Gesprächskultur. 

Durchbrechen wir diese Angstspirale! Setzen wir das Vertrauen, den Mut und die Zuversicht, dass wir durch turbulente Zeiten durchkommen werden ohne allzu großen Schaden, dagegen! Vertrauen, Mut und Zuversicht sind unsere großen Ressourcen, die unser Engagement für die Stärkung der Demokratie anspornen. Sich mit Meinungen von Menschen auseinandersetzen, die ganz anders denken, gehört zu einer pluralistischen und demokratischen Gesellschaft und zum Handeln als Kolpingmenschen dazu. Sich gegen Fake News stellen wie sie im Netz verbreitet werden, solidarisch sein mit Betroffenen von Hate Speech und rechter Propaganda, am Arbeitsplatz sich klar für Fremdenfreundlichkeit, Diversität und Mitbestimmung einsetzen – das sind Möglichkeiten, die jede*r von uns hat – und zu denen jede*r von uns verpflichtet ist.

Die Demokratie zu stärken, ist ein Schwerpunktthema des Kolpingwerkes. Schließen wir uns aktiv zusammen in organisierten Diskussionen und engagiertem Handeln. Das ist alles auf die Schnelle bis zum Wahlkampf mit High-Speed-Ehrenamtseinsatz machbar. Bezirke und einzelne Kolpingsfamilien können hier noch eine Veranstaltung aufsetzen, ein Pressegespräch führen, … Auch der Landesverband Rottenburg-Stuttgart/Freiburg mischt sich ein mit seinem Online-Podium am 20. Januar um 18:15: „Was kommt nach dem Bruch der Ampel?“ (https://vor-ort.kolping.de/lv-baden-wuerttemberg/2024/12/18/was-kommt-nach-dem-bruch-der-ampel-kolping-im-gespraech-mit-bundestagskandidatinnen/). Loggt euch ein.

„Wer Mut zeigt, macht Mut“ – diesen Slogan kennt jedes Kolpingmitglied. Kolpingfreunde sind wie Adolph Kolping politisch denkende und handelnde Menschen, die genau hinzuschauen, wo in der Gesellschaft unser kraftvolles Wort und Handeln gebraucht wird. Mut und Zuversicht werden dann zu einer Supermacht, die die Gesellschaft und die Welt zum Guten verändern kann.

Allen ein gesegnetes und engagiertes Jahr 2025.

Claudia Hofrichter, Geistliche Leiterin im DV Rottenburg-Stuttgart