Ausgebremste Sehnsucht
Ausgebremste Sehnsucht, so könnte auch das kurze Leben der heiligen Theresia vom Kinde Jesu, deren Gedenktag am 1. Oktober in der katholischen Kirche begangen wird, überschrieben werden.
An ihre Schwester Maria schreibt sie am 8. September 1896:
„Ich fühle mich zum Priester berufen.
O Jesus, mit welcher Liebe würde ich Dich in meinen Händen halten!
Mit welcher Liebe würde ich Dich den Gläubigen geben!
Trotz meiner Kleinheit möchte ich den Menschen Licht bringen, wie die Propheten und Kirchenlehrer es taten.
Ich fühle mich zum Apostel berufen.
Ich wollte um die Welt reisen, um Deinen Namen zu verkünden.“
Aus diesen Zeilen wird deutlich, dass Theresia sehr darunter litt, dass ihr der Weg zum Priesterdienst verwehrt wurde. Wir wissen weder wie viele Frauen vor ihr diesen Wunsch verspürt haben noch wie viele Frauen ihn bis heute verspürt haben und wie viele sich noch danach sehnen, dieses Dienstamt für das Reich Gottes ausüben zu können und zu dürfen.
Die junge Karmeliterin deutet 1897 ihren frühen Tod als Gottes Tröstung, weil sie vor einer inneren Schmach bewahrt wurde. Das berichtete ihre jüngere Schwester Céline 1910 vor dem Diözesangericht des Bischofs von Bayeux und Lisieux: „Als sie (Theresia) bewusst war, dass sie Lungentuberkulose hatte, sagte sie: ,Der liebe Gott ist im Begriff, mich in einem Alter zu sich zu nehmen, da ich noch nicht die Zeit gehabt hätte, Priester zu sein … Wenn ich hätte Priester werden können, hätte ich in diesem Juni die heiligen Weihen empfangen. Was tat also Gott? Damit ich nicht enttäuscht würde, ließ er mich krank werden. Auf diese Weise konnte ich nicht dabei sein, und ich sterbe, bevor ich mein Amt ausüben könnte´.“
Theresia wurde 1997 von Johannes Paul II zur Kirchenlehrerin erhoben. Wie widersprüchlich kommt diese Ehre daher, wenn der gleiche Papst in seinem Lehrschreiben „ORDINATIO SACERDOTALIS“ erklärt, dass die Weihe der Frau mit der Lehre der katholischen Kirche nicht zu vereinbaren sei.
Quelle: https://www.welt.de/print-welt/article643163/Ich-fuehle-mich-zum-Priester-berufen.html
Gott ist in Jesus von Nazareth Mensch geworden, um uns Menschen groß zu machen, wie die Gottesmutter in Magnificat es ausdrückt.
So wie der Mensch nicht für den Sabbath da ist, sondern der Sabbath für den Menschen, so verhält es sich sowohl mit der Lehre der Kirche – aber auch mit weltlichen Vorschriften, die Menschen bewusst klein halten, wie die unendlich lange dauernden Asylverfahren für Menschen, die in Deutschland neue Lebensmöglichkeit suchen.
Geistliche Leitung im Kolpingwerk Rottenburg-Stuttgart