Sie startete nicht mehr mit der Gestaltung des Gemeindegottesdienstes zum 2. Advent und zum Kolpinggedenktag, sondern lud zu einer großen Feier zum Thema „In Würde leben“ ein. Darin eingebettet und als eine zentrale Vergemeinschaftung im Glauben zu verstehen, gab es eine feierliche Wortgottesfeier in sogenannten „Wohnzimmerformat“.
Die Kolpingsfamilie startete mit Sektempfang und Mittagessen. Bärbel Reichert-Fehrenbach vom Förderverein Stationäres Hospiz Nagold stellte sich in einer Talkrunde vielen Aspekten des Themas „In Würde leben und gehen“. Die Teilnehmenden waren berührt von ihren Gedanken, die sie in eine Welt führten, die theoretisch jede und jeden einmal betreffen kann. Die Kolpinggeschwister bekamen ein Gespür, wie die Gäste im Hospiz Pflege und Zuwendung erfahren und in ihrer letzten Lebensphase begleitet werden. Dieses Engagement der Hospizmitarbeitenden ermutigte die Ergenzinger, sich vertieft mit der Hospizarbeit auseinanderzusetzen.
In einer zweiten Talkrunde sprachen Kolpinggeschwister über gelebte Würde in Ergenzingen. An welchen Orten ist Würde besonders zu spüren, wo ist noch Luft nach oben, was ist die eigene Aufgabe, dass gelebte Würde öffentlich erkennbar ist. Alle gemeinsam sagten, dass sie den Menschen, den sie jeweils gegenüberstehen, mit Respekt und Achtung begegnen möchten. Ein Ortschaftsrat erklärte, dass seine kommunalen Aufgaben dazu dienen, würdevolles Zusammenleben in Ergenzingen zu gewährleisten. Genannt wurde dann auch eine ganz unscheinbare Würdeszene im Treppenhaus des Zahnarztes. Menschen mit Geh- und Atembeschwerden schleppen sich mühsam nach oben ohne Sitzpausenmöglichkeit. Darauf machte jemand dann aufmerksam – und just, es steht nun ein Stuhl im Treppenhaus. Kleine Zeichen, große Wirkung. Auch das Hoffnungsbänkle ist ein niederschwelliges Angebot zum Zuhören und gehört werden. In einer kreativen Aktion konnten alle Teilnehmenden sich eine Würdekönigskarte als Aufsteller für Zuhause gestalten.
In der Wortgottesfeier, die Claudia Hofrichter und Walter Humm moderierten, verdichteten sich dann in einem Frage-Antwort-Dialog noch einmal Aspekte von Würde. Alle Feiernden beteiligten sich mit ihren eigenen Gedanken, etwa zur Frage: Wenn du eine Künstlerin wärst, wie würdest du Würde darstellen. Der Auftrag für Kolpingmenschen wurde dann verdichtet im biblischen Wort vom Salz der Erde. Den Tag rundete das gemeinsame Adventskaffeetrinken mit leckeren Kuchen ab.
Das neue Format kam bei den Teilnehmenden gut an und wird fortgeführt. Die Kolpingsfamilie geht damit bereits einen Schritt in dem von der Diözese Rottenburg-Stuttgart angedachten Weg der Kirche der Zukunft. Dort werden Kolpingsfamilien zu eigenen Kirchorten, in denen sie ihre Rolle und ihre Aufgaben noch einmal neu definieren.
Die Kolpingsfamilie Ergenzingen sieht eine ihrer Aufgaben darin, Gottesdienstformate anzubieten, die ohne priesterlichen Dienst gefeiert werden können. Neben der etwas anderen monatlichen Andacht ist dies das zweite Gottesdienstformat, mit dem die Kolpingsfamilie auf die Zukunft aufmerksam macht.
Claudia Hofrichter, geistliche Leiterin der KF Ergenzingen