Der Anschlag von Solingen sitzt uns noch in den Knochen. Viele erinnern sich dabei auch an den rechtsradikalen Anschlag in Solingen von 1993. Während die Menschen dort zwischen Wut und Trauer nach Bewältigungsstrategien suchen, entwickeln Politiker*innen hektisch einen Maßnahmenkatalog, der solche Taten in Zukunft verhindern soll. Junge Syrer, die in Solingen und an anderen Orten wohnen, haben Angst, in eine Schublade mit Verbrechern gesteckt zu werden. Einer von ihnen sagt: „Wir leben momentan in großer Sorge. Wir haben ja gesehen, die letzten Demonstrationen, wie Leute versucht haben, das zu instrumentalisieren für ihre Zwecke, und natürlich haben wir Angst, dass es sich jetzt hochspielt." (https://www.tagesschau.de/inland/mittendrin/solingen-nach-attentat-100.html). Dass die Menschen wieder friedlich zusammenleben, wieder zusammenwachsen und zur Ruhe kommen, wünscht er sich. Wunden heilen oft langsam. Unsere Regierung hat nun erste Maßnahmen beschlossen: Verschärfung des Waffenrechts, Rücküberstellungen von Asylbewerbern nach dem Dublinverfahren, Leistungsentzug, konsequente Abschiebungen.
Welche Gedanken bewegen dich nach diesem Anschlag?
Vor den unmittelbar bevorstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg spielt dieser Anschlag besonders der AfD in die Karten. Sie gilt in Sachsen laut Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextremistisch“. Auch das Bündnis Sarah Wagenknecht lässt keinen Zweifel an antidemokratischen Optionen. Es macht Angst, wie viel Unterwanderungsversuche es in unserer Demokratie inzwischen gibt.
Was tun? Weiter auf die Straße gehen und für die Demokratie werben? Ja!
Immer wieder mit Menschen im persönlichen, näheren und weiteren Umfeld über die Vorzüge unserer Demokratie diskutieren und uns fragen, was wir selbst dafür tun können? Ja!
Dazu muss ich mich täglich intensiv informieren. Das strengt an, ist jedoch notwendig. Da können wir uns nicht entziehen. Und es ist eine Grundaufgabe für uns Kolpingmenschen. Du kannst viel tun.
Kolpingmenschen sind Weltverbesserer und Weltveränderer. Die einen engagieren sich in der Politik, die anderen initiieren sozialpolitische Aktionen und Veranstaltungen. Auf jeden Fall brauchen wir eine absolut positive Lebenshaltung, von der uns nichts und niemand abbringen kann – auch dann nicht, wenn der nächste Anflug von Enttäuschung über Ungerechtigkeit und Unfrieden mich befallen sollte. Wir haben etwas entgegenzusetzen:
Darf ich blühen in einer Welt voll Leid. Ja, ich muss es.
Darf ich summen in einer Welt voll Neid. Ja, ich muss es.
Darf ich scheinen in einer Welt voller Dunkelheit. Ja, ich muss es.
Darf ich lachen in einer Welt voller Streit. Ja, ich muss es.
Darf ich denn glücklich sein in dieser Zeit. Ja, ich muss es.
Claudia Hofrichter, Geistlliche Leiterin im DV Rottenburg-Stuttgart