Demokratie ist kein Auslaufmodell

Referent Uwe Bork beim Bezirkstag Zollernalb. Bild: Egon Gulde 

Eine erfolgreich funktionierende Demokratie braucht eine moralische Substanz - ein Fazit von Uwe Bork, Journalist und Autor aus Esslingen und Gastredner beim Bezirkstag Zollernalb.

Zum Bezirkstag des Kolpingwerks Zollernalb begrüßte Vorsitzender Hubert Gulde unter den Gästen im Vereinsheim Trillfingen besonders den Bürgermeister der Stadt Haigerloch, Heiko Lebherz. Mit dem Journalisten und Autor Uwe Bork aus Esslingen sei es gelungen, einen kompetenten Referenten zum Tagesthema "Demokratie: Ideal oder Auslaufmodell?" zu gewinnen. Von der Bedeutung her hätte die Veranstaltung durchaus noch mehr Besucher verdient, meinte Gulde zum Einstieg.
Mit einigen Zitaten prominenter und historischer Persönlichkeiten über die Demokratie leitete Uwe Bork in das Thema ein. Gerade mal 24 Länder weltweit könnten als vollständige Demokratien eingestuft werden, was einem Bevölkerungsanteil von 6,6 Prozent entspreche; dagegen lebten rund 40 Prozent aller Menschen in einer Diktatur. 

"Steht die Demokratie an einem Kipppunkt?", fragte Bork und gab zu bedenken, dass eine zu beobachtende soziale Kälte nicht nur dem christlichen Menschenbild widerspreche, sondern die Grundpfeiler unserer Gesellschaft aus Rücksicht und Solidarität bedrohe. Entsolidarisierung führe aber zu Unzufriedenheit im Alltag und verursache damit Politikverdrossenheit. Dazu trage auch die zunehmend ungleiche und ungerechte Vermögens- und Einkommensverteilung bei, welche zusätzlich den Vertrauensverlust gegenüber den Medien befördere. Und gerade die politisch Extremen profitierten von Abstiegsangst und Zukunftsfurcht, die sich im Wahlverhalten entsprechend ausdrückten, so der Referent. 
Eine erfolgreich funktionierende Demokratie könne aber nur existieren, wenn ihre Bürgerinnen und Bürger auf eine von ihr unabhängige und von ihr nicht selbst geschaffene "moralische Substanz" zurückgreifen könnten, sich also auf öffentlich zugängliche Argumente berufe. "Die Zukunft ist offen. Sie hängt von uns ab", zitierte Bork den Philosophen Karl Popper und mahnte vor unverantwortlichem Wahlverhalten und Geringschätzung von Demokratie. Der Soziologe warnte vor mangelnder politischer Bildung und appellierte, achtsam mit der Demokratie umzugehen und sie nicht vorschnell totzusagen. "Demokratie braucht Demokraten", lautete seine Forderung, und zwar solche, die mit den Erfordernissen auch umgehen könnten. 

"Demokratie kann auch die Herrschaft von Dummen, Naiven und Verführten sein", warnte Bork und rief dazu auf, mehr in Bildung zu investieren, immer wieder auch in die eigene. Populisten und Demagogen müsse das Handwerk gelegt werden, denn Demokratie und Freiheit sollten nicht zur Disposition gestellt werden. "Echte Demokraten brauchen die Vision, die Perspektive, das Positive", resümierte Uwe Bork und warnte zum Schluss seiner vom Publikum gespannt verfolgten Ausführungen davor, die Erfolge zu vergessen, zu denen beispielsweise die Vorteile des vereinten Europas zählten. 
Eine interessante und lebhafte Diskussion schloss sich dem Referat an, in der sich die Kolpingmitglieder und Gäste mit dem Sozialwissenschaftler rege austauschten. 

Bezirksvorsitzender Hubert Gulde bedankte sich am Ende für einen gelungenen Abend beim Referenten, beim Publikum und bei der Kolpingsfamilie Trillfingen für die Ausrichtung.