Bald wird es wieder die ersten Gottesdienste mit Sicherheitsvorkehrungen geben. Diese Gottesdienste werden ganz anders geplant und vorbereitet werden müssen, damit sie nicht der Beginn vom Ende der Gottesdienstgemeinschaften sind. Sie werden anders sein müssen, damit die Botschaft Jesu Christi unter diesen Bedingungen ankommen und Kraft, Trost und Mut spenden kann.
Eigentlich ist das Einhalten der Sicherheitsvorkehrungen das kleinste Problem. Das viel größere Problem ist, wie wir die tätige Teilnahme der Christen gewährleisten. Diese wurde übrigens schon vom II. Vatikanischen Konzil gefordert. Bis heute ist diese Forderung noch nicht kreativ und aktiv umgesetzt. Es gibt jetzt LektorInnen, KantorInnen, WortgottesdienstleiterInnen und KommunionhelferInnen. Die tätige Teilnahme der GottesdienstbesucherInnen ist bis auf wenige Ausnahmen, auf Gesang, Antworten und Empfang der Kommunion bei einer Eucharistiefeier beschränkt. Viel mehr wird den Christinnen und Christen nicht zugestanden - weder freie Fürbitten noch Gabenprozessionen. Ab und zu dürfen Gruppen von Gläubigen einzelne Teile des Gottesdienstes mitgestalten, meistens sind es dann Jugendgottesdienste oder von katholischen Verbänden vorbereitete Gottesdienste. Bei Erstkommuniongottesdiensten dürfen die Kommunionkinder kurze Passagen vorlesen oder die Gaben zum Altar tragen. Alles in allem, eine Beteiligung am Gottesdienst wie sie die Prozentzahlen der teilnehmenden Christen bezeugen. Diese Prozentzahl nimmt stetig ab.
Wenn nicht jetzt, wann dann, sind wir bereit, die tätige Teilnahme der zum Gottesdienst kommenden Christen umzusetzen. Krisen fordern Veränderungen von der bisher gelebten Art und Weise. Dies muss auch für die Eucharistiefeier gelten. Das Konzil sagt, dass die Eucharistiefeier die Quelle und der Höhepunkt allen christlichen Lebens sei. Dies war schon lange vor der Corona-Krise in unserem Land nicht mehr der Fall.
Wenn sich die Amtskirche jetzt so intensiv für das Abhalten von Gottesdiensten einsetzt, dann würde ich mir wünschen, dass sie den Hauptamtlichen auch klar die Erlaubnis gibt, die tätige Teilnahme kreativ umzusetzen. Dann kann die Botschaft, die Jesus Christus verkündet hat und auch sein Leben dafür hingegeben hat, lebendig werden im Leben von uns Christen. Der Ritus ist das Gerüst, damit diese Botschaft im Leben der Gläubigen ankommt. Dieser Ritus oder besser die Art, wie wir ihn gefeiert haben, hat dies schon lange nicht mehr im größeren Stil erreicht. Die kreative, tätige Teilnahme der Gläubigen muss gefördert und umgesetzt werden, sonst ist der Beginn der künftigen Gottesdienste das Ende dieser Form Gott zu loben und zu preisen.
In den vergangenen acht Wochen haben viele Familien mit verschiedenen Vorlagen daheim Gottesdienst gefeiert. Diese Erfahrungen sollten nun in die Gestaltung der Gottesdienste, die jetzt wieder feiern dürfen, einfließen. Für einen Neustart der Gottesdienste sollten sich haupt- und ehrenamtlich Verantwortliche Gedanken machen, wie es ein tatsächlicher Neustart werden kann, ein Neustart, in dem die aktive und tätige Beteiligung aller Christen vertieft gefördert wird. Es sollte nichts wieder zum Leben erweckt werden, was ohnehin von kaum einem Kirchensteuer zahlenden Christen mehr gewünscht ist.
Hier noch einige Ideen von mir für die kreative und tätige Beteiligung der Gläubigen. Meine Ideen ersetzen nicht das Denken der Verantwortlichen sondern sollen Anregungen sein oder erste Schritte der Umsetzung aufzeigen:
- Bei Christen nachfragen, wie sie sich eine tätige Beteiligung in Corona- Zeiten vorstellen.
- Verantwortliche der Kirchengemeinde zu einer Internetkonferenz einladen, um sie für die aktive und tätige Beteiligung am Gottesdienst zu gewinnen.
- Für Gemeindemitglieder, die an einer kreativen und tätigen Umsetzung mitdenken wollen, eine Internetkonferenz zum Austausch anbieten oder sich im Kirchenraum zu einer Besprechung treffen.
- Rhythmisches Mitklatschen der Lieder oder auch Tänze erfinden. Beim Vater unser haben Christen schon verschiedene Gesten entwickelt.
- Gemeinsames Beten der Texte
- Mit Rasseln und anderen Musikinstrumenten den Liedern ein neues Klangecho geben.
- Gewünschte Lieder abfragen oder im Gottesdienst abstimmen lassen
- Geführte Interviews über den Glauben einführen.
- Mit Funkmikrofonen Christen Beteiligungen ermöglichen
- Bildpuzzle von Kinder und Erwachsene ausmalen lassen und dann als gemeinsames Werk zusammenführen
Bei all diesen Vorschlägen muss immer berücksichtigt werden, ob die Botschaft, die wir Christen von Jesus Christus anvertraut bekommen haben, ankommt. Es geht nicht um einen Event, sondern um aktive Beteiligung, die begeistert und dem Glauben der Christen guttut. Eine Beteiligung, durch die alle Sinne angesprochen werden und dem Glauben des einzelnen Christen Wachstum und Stärkung angedeihen lassen.
Euer Diözesanpräses Walter