Wenn man ab Heiligabend die Haller Kirche Christus König betritt, fällt der Blick unweigerlich auf die liebevoll gestaltete Weihnachtskrippe vorne links vom Altar. Zwischen Tannenästen, Stroh und zarten Lichtakzenten entfaltet sich hier die biblische Geschichte von der Geburt Jesu auf eindrucksvolle Weise.
Die handgeschnitzten Figuren aus Haselnuss-Holz stammen von Oberammergau und haben eine bewegte Geschichte, an die man sich gerne erinnert.
Es war im Frühjahr 1979: Die Mitglieder der Kolpingsfamilie haben mit dem damaligen „Gemeinde-Busle“ einen dreitägigen Ausflug zum Wandern nach Großweil in Bayern unternommen. Präses Pfarrer Menzel war mit dabei. Auf dem Heimweg entschied sich die Gruppe über Oberammergau zu fahren. Beim Vorbeifahren, direkt an der Hauptstraße, sahen sie einen Schnitzer bei der Arbeit. Sie entschieden sich, eine Pause zu machen und die Schnitzer-Werkstatt zu besichtigen. Der Kirche Christus König, die 1961 eingeweiht wurde, täte eine neue Weihnachtskrippe gut, dachten die Kolpinggeschwister. Und es geschah: Die Krippenfiguren lachten sie an, als ob sie sagen wollten: „Hier sind wir. Wir würden in Eure Kirche gut passen und die Besucherinnen und Besucher zum Staunen und die Kinderaugen zum Leuchten bringen“. Und so war es. Angetan von den Figuren entschieden sie sich sofort, diese für die Gemeinde zu erwerben. Da sie nicht genügend Geld bei sich hatten, musste die Krippe für einen Tag für sie reserviert werden. Anschließend setzten sie ihre Heimfahrt fort.
Zu Hause angekommen, haben sie das Geld zusammengesammelt. Am Tag darauf sind Pfarrer Menzel und Kolpingbruder Hans Gruber wieder nach Oberammergau gefahren, um zu bezahlen und die Krippe abzuholen. Es war eine Sensation. Sie waren so begeistert, dass ein halbes Jahr später Pfarrer Menzel und Hans Gruber erneut nach Oberammergau gefahren sind, um die dazu gehörigen Schäfchen, beim selben Schnitzer zu kaufen. Das Krippenhäusle hat Anton Gruber, der Vater von Hans Gruber, mit viel Liebe zum Detail in Handarbeit gezimmert.
Seit 46 Jahren nunmehr erzählen die 13 Figuren, insbesondere Maria, Josef und das Jesuskind, ohne Worte von der Botschaft der Weihnacht – von Frieden, Hoffnung und der Nähe Gottes zu uns Menschen. Gerade in unruhige Zeiten brauchen wir solche Zeichen des Glaubens und der Hoffnung.
Die Kolpingsfamilie Schwäbisch Hall hat es sich zur Herzensaufgabe gemacht, jedes Jahr rechtzeitig die Krippe aufzustellen und weihnachtlich zu schmücken. Anfangs waren es viele Hände der Kolpingsmitglieder, die sich eingebracht haben. In den letzten Jahren hat es Kolpingbruder Franz Fechter organisiert und einige Helfer, wie zum Beispiel Mesner Uwe Großholz oder seinen Sohn Roland Fechter, zusammengetrommelt. Die Kirchengemeinde bleibt ihnen sehr dankbar.
Während der Weihnachtszeit lädt die Krippe alle Besucherinnen und Besucher ein, einen Moment der Stille zu finden, ein Gebet zu sprechen oder einfach das Licht zu betrachten. Bis zum Fest der Darstellung des Herrn (Maria Lichtmess) am 2. Februar bleibt die Krippe in der Kirche Christus König aufgebaut. Dann wird sie sorgfältig von der Kolpingsfamilie abgebaut und verstaut – bis sie im nächsten Advent wieder ihren Platz findet und aufs Neue von der Geburt Jesu erzählt.
Pfarrer Charles Okereke, Präses der Kolpingsfamilie Schwäbisch Hall