Liebe Kolpinggeschwister,
Anfang November tagte die Bundesversammlung in Köln mit über 250 Delegierten, darunter auch Vertreter*innen unseres Diözesanverbands. Es wurde ein neues Leitbild des Kolpingwerks beschlossen. Nicht alle Aspekte des Leitbilds sind unumstritten - zum Beispiel das neue Familienbild. „Ich finde es für die Zukunft unserer Kolpingsfamilien wichtig, dass wir uns gegenüber einem sich in der Gesellschaft ändernden Familienbild öffnen. Das neue Leitbild beschreibt diese Offenheit. Dort steht:
„KOLPING sieht Familie in ihren vielfältigen Formen dort, wo Menschen dauerhaft gemeinsam ihr Leben gestalten sowie als Kinder und Eltern füreinander Verantwortung übernehmen.“
Mit dieser Formulierung stellen wir das christliche Familienbild nicht infrage. Doch wenn wir heute Menschen für unseren Verband gewinnen wollen, müssen wir akzeptieren, dass etwa 50 Prozent der Gesellschaft nicht mehr christlich sozialisiert sind. Unser neues Familienbild gibt allen Mitmenschen die Möglichkeit, unser christliches Grundverständnis kennenzulernen. Unser Ziel war und ist, dass wir den christlichen Glauben praktisch leben und für unsere Mitmenschen erlebbar machen. Daraus folgt die Notwendigkeit sich für Menschen zu öffnen, welche das christlich verwurzelte Leben vielleicht noch nicht kennen.
Im Vorwort des Leitbildes wird dies durch folgenden Satz zum Ausdruck gebracht.
„Alle Menschen, die dieses Leitbild bejahen und die mit uns Verantwortung in Gesellschaft, Politik und Kirche übernehmen wollen, sind in unserer Gemeinschaft willkommen und können Mitglied werden.“
Ich denke, es ist mit großer Beteiligung unserer Mitglieder gelungen, ein ausgewogenes Leitbild zu verfassen, welches gut an die vorhandenen Traditionen anschließt.
Durch die Bundesversammlung waren auch Anpassungen an Satzungen, Geschäftsordnungen und dem Organisationsstatut zu beschließen. Unter anderem wurde auch der Antrag unseres Diözesanverbandes mit großer Mehrheit angenommen, das Thema „Gründen und Begleiten von neuen Kolpinggruppen, Kolpinggemeinschaften und Kolpingsfamilien“ zu einem Schwerpunktthema im Kolpingwerk zu machen. Das freut uns sehr.
Die Bundesversammlung hat auch beschlossen, auf Bundesebene eine gendergerechte Verbandssprache und Schreibweise anzuwenden. Dies sehe ich als ein Zeichen für Offenheit gegenüber all unseren Mitmenschen.
Die große Herausforderung an uns Kolpingeschwister in den Kolpingsfamilien ist es nun, diese Themen offen aufzugreifen und unsere Kolpingsfamilien weiterzuentwickeln. Sicher werden nicht alle von euch diese Themen vollumfänglich mittragen können. Seien wir tolerant, sodass wir gemeinsam in die Zukunft blicken können.
Packt es an, beschäftigt euch mit dem neuen Leitbild, verwendet es als Erneuerungsprozess und macht euch intensiv Gedanken, wie wir neue Kolpinggruppierungen gründen können.
Lebendige Demokratie ist auch ein wichtiger Aspekt des Leitbilds. Im März findet unsere Diözesanversammlung in Untermarchtal statt. Dort tauschen wir uns gerne mit euch zu diesen Themen aus. Wir freuen uns auf eure zahlreiche Teilnahme.
Treu Kolping
Eberhard Vogt, Diözesanvorsitzender