Karin Schieszl-Rathgeb, Leiterin der Hauptabteilung Kirche, Gesellschaft und Medien der Diözese, bestärkte Kolping auf dem eingeschlagenen Weg. Ihr waren die Stichworte: ganzheitliche Nachhaltigkeit, gesellschaftlicher Zusammenhalt, gerechte Teilhabe – die drei Gs, wichtig.
Kolping geht mit diesen Themen längst voran. Unsere Aktivitäten im Klimaschutz sind vor Ort beachtlich, unser Engagement für sogenannte Randgruppen kann sich sehen lassen. Tafelläden, Second-Hand-Läden, Essen mit Gästen, Crêpes-Verkauf, einzelne Veranstaltungen vieler Kolpingsfamilien zugunsten anderer sind mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Sie schaffen über die konkrete Hilfe hinaus Beziehungen und Freundschaften.
„Unkomplizierte generationenübergreifende Zusammenkünfte zu schaffen“, wie eine Kolpingschwester sagte, stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt über die Kolpinggemeinschaft hinaus.
Das Jugendwohnen in verschiedenen Kolpinghäusern bietet jungen Menschen einen Haltepunkt während ihrer Ausbildung. Das ist ein unschätzbarer Wert. Netzwerke zu bilden, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern, gesellschaftspolitische Themen anbieten, um das Bewusstsein für das, was unsere Gesellschaft braucht, zu bilden, Toleranz pflegen gegenüber sogenannten Minderheiten gehört zu den wichtigen Impulsen, die Kolpingsfamilien setzen. Darin ist man sich einig.
Der sogenannte Transformationsprozess der Diözese Rottenburg-Stuttgart, der pastorale und strukturelle Neuorientierung bedeutet, wird auch für das Kolpingwerk zu einer Herausforderung. Es wird eine engere Abstimmung bei Bildungsarbeit und Projekten geben müssen. „Ziel ist eine Erhöhung der Wirksamkeit und Sichtbarkeit von Kirche und Verbänden durch gemeinsame Projektarbeit und Kommunikationsstrategie“, so Schieszl-Rathgeb.
Als Verband wünschen wir uns eine konstruktive Beteiligung an diesem Prozess. Beteiligung ist für uns mehr als Gehört-werden. Wir wollen uns einmischen mit unseren Erfahrungen und unserem Wissen. Wir sehen uns auch als „Gesicht von Kirche vor Ort“. Dabei sind wir eigenständig und keine Gruppe der Kirchengemeinde. Gerne bieten wir Kooperation an. Kolpingsfamilien können Kirchengemeinden unterstützen, ihrem Auftrag nachzukommen, wenn immer mehr Personal in den Kirchengemeinden vor Ort fehlen wird.
Unsere ausdrücklich demokratischen Strukturen sind ein Vorbild für Engagement in Kirchengemeinden, das immer in der Spannung von demokratischen Strukturen und kirchlichem Amt steht. Verbandliches Arbeiten darf nicht von gemeindlichen Strukturen blockiert werden.
Kirche kann von uns als Verband lernen – das zeigte die Diözesanversammlung deutlich. Unser Verband strahlt in die Gesellschaft hinein. Unsere Frage ist nicht „Was dürfen wir als Verband?, sondern vielmehr „Was ist unsere Aufgabe jetzt und in Zukunft?“ Wir werden daran gemessen werden, ob wir diese Aufgaben angehen beziehungsweise weiterentwickeln. Die Stärke unseres Verbandes sei, so Schieszl-Rathgeb, seine sozial-ethische Ausrichtung, mit der Kolping punkten könne. Dazu gehöre auch, sich für die Demokratie einzusetzen, Rassismus abzuwehren, Gemeinwohl orientiert handeln und sich den Themen der Zeit zu stellen.
Claudia Hofrichter