Schließlich war Adolph Kolping (1813 – 1865) ein Mann, der die Missstände in einer Zeit des politischen und gesellschaftlichen Umbruchs und der beginnenden Industrialisierung nicht nur erkannte, sondern sich auch als Seelsorger dafür einsetzte, die Lebensumstände der Handwerksgesellen zu verbessern.
Kolping ist also zu Recht ein Teil der Arbeiterbewegung. Auch wenn der Sozialverband eher im katholischen Umfeld wahrgenommen wird. Es war der Kolpingsfamilie Rottweil ein Anliegen, diesen gesellschaftspolitischen Aspekt des Kolpingwerks herauszustellen und Kolping auch außerhalb des kirchlichen Umfelds bekannt zu machen.
So befand sich die Kolpingsfamilie Rottweil in bester Gesellschaft der Mitorganisatoren Naturfreunde, SPD, AWO, DGB, KAB und katholische Betriebsseelsorge. Eine Werkhalle auf dem Gelände der ehemaligen Pulverfabrik war ein idealer Veranstaltungsort.
Viele Interessierte kamen zum Tag der Arbeiterbewegung ins Neckartal. Zu Beginn führte Dr. Winfried Hecht in das Thema ein. Die beginnende Industrialisierung, die politischen Verhältnisse, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Wandergesellen, Industrie- und Landarbeiter und deren Wunsch nach einer gerechten Partizipation führte einst zur Gründung der teilnehmenden Vereine, auch der der Kolpingsfamilie Rottweil. Die „Troubadö“ ergänzten den Vortrag mit Liedern, wie „Arbeitsmänner“ und „Wann wir schreiten Seit an Seit“ und die Besucher sangen begeistert mit.
Die multimedial gestalteten Infostände fanden reichlich Zuspruch und wurden rege für Gespräche genutzt. Die Kolpingsfamilie informierte an ihrem Stand, der sehr informativ gestaltet war, über Adolph Kolping, sein Leben und die Bedeutung der Kolpingbewegung in heutiger Zeit. Und nicht zuletzt auch über die Rottweiler Kolpingsfamilie, die sich bereits 1885 gegründet hat und heute eine von 18 Kolpingsfamilien im Bezirk Rottweil-Tuttlingen ist – eine Info, die zum Lösen des Gemeinschaftsquiz der Veranstalter in den Schautafeln versteckt war.
Unterstützt wurde die Kolpingsfamilie Rottweil von der Stuttgarter Geschäftsstelle. Die Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Gesellschaftspolitik, Martina Lachenmaier, war vor Ort und die Geschäftsstelle des Diözesanverbands hatte zur Standausrüstung beigetragen.
Eine geschichtliche Führung mit Dr. Hecht über das Industriegelände rundete schließlich das informative Angebot ab. Für die Organisatoren war die Veranstaltung ein Novum und gleichzeitig ein großer Erfolg.
Das einhellige Fazit des Tages lautete: Solidarität, christliche Nächstenliebe und soziale Gerechtigkeit sind heute so aktuell wie vor 150 Jahren.