Der bei der Diözesanversammlung verliehene Kolpingsfamilienpreis 2015-2017 fragte nach Aktionen, die verdeutlichen, dass die Kolpingbewegung ein katholischer Sozialverband ist. Stellvertretend für alle Preisträger führten wir ein Interview mit Maria Wucher.
Am Anfang der Ladengründung stand eine Vision. Wie sah sie aus?
Das damalige Vorstandsteam wollte über das übliche Jahresprogramm im Jahr 2008 hinaus Akzente setzen. Wir wollten vor Ort die Leitsätze mit Leben füllen. Wir erkundigten uns beim Landratsamt nach der Anzahl der Bedürftigen und die Idee war geboren. Dem Vorhaben gaben wir den Namen Solisatt – Satt werden durch Solidarität
Wie viele Kunden kommen jährlich in den Sozialladen?
Wir öffnen den Sozialladen und das angegliederte Kleiderstüble mittwochs und samstags für jeweils zwei, beziehungsweise drei Stunden. Circa 35 bedürftige Kunden nehmen unser Angebot während jeder Öffnungszeit in Anspruch. Im Kleiderstüble dürfen alle, also auch nicht bedürftige Personen einkaufen. Hier bedienen wir im Durchschnitt 20 Menschen aus allen verschiedenen Bevölkerungsschichten und Kulturen. Jährlich bedienen wir circa 3.000 Benachteiligte (Familien mit ihren Kindern, Alleinerziehende und älteren Mitmenschen) im Sozialladen und weitere 1.000 Kunden im Kleiderstüble.
Was wäre, wenn es den Sozialladen nicht mehr gäbe?
Eine Anlauf- bzw. Auftankstelle für Bedürftige würde fehlen. Hier erfahren diese Menschen Wertschätzung und Hilfestellung. Die Bedürftigen hätten längere Anfahrtswege zur nächsten Tafel in Ravensburg oder Wangen. Die Not vor Ort wäre sicherlich noch größer und wäre für die Gemeinde nicht so präsent.
Wie viele arbeiten im Team mit?
Das Team besteht derzeit aus 35 MitarbeiterInnen.
Sind dies alles Mitglieder der Kolpingsfamilie?
Nein, neun HelferInnen sind Mitglieder der Kolpingsfamilie. Alle anderen fühlen sich mit uns verbunden.
Der Laden lindert die Not der Kundschaft. Was erhalten Sie von der Kundschaft zurück?
Wir dürfen immer wieder Dankbarkeit erleben aber was noch wichtiger ist, wir bemerken, dass dieser Menschen wieder Selbstbewusstsein entwickeln und eine Stimme haben.
Ist der Laden nicht noch mehr als nur Verkauf von Lebensmitteln und Kleidung?
Die Aufgaben von Solisatt, darin sehen wir nicht nur das Befüllen von Einkaufstaschen und die Möglichkeit, günstige Kleidung zu erwerben. Vielmehr hat sich dieser Ort als Kommunikationsstätte für Menschen verschiedener Kulturen mit ihren Nöten entwickelt. Wir können Hemmschwellen und Vorurteilen entgegenwirken. Es ist ein Ort, wo die Nöte der Zeit sichtbar werden und auch benannt werden können.
Hat der Sozialladen auch die Kolpingsfamilie Vogt und ihr Image verändert?
Ja, sehr entscheidend. Zu Anfang, also vor neun Jahren, wurde Solisatt nur wenig wahrgenommen. Es kamen nur eine Handvoll Kunden. Nachdem wir neue Räume beziehen und auch einen weiteren Öffnungstag einrichten konnten, Flüchtlinge in unser Dorf kamen, das Kleiderstüble für alle Mitbürger eröffnet worden ist, wurde die Einrichtung bekannt. Heute ist Solisatt mit dem dazugehörigem Kleiderstüble ein Begriff auch außerhalb der Gemeinde. So bekam Solisatt auch innerhalb der Kolpingsfamilie Vogt mehr Gewicht. Inzwischen mag ich behaupten, dass es das Kernstück unseres Tuns ist. Die Kolpingsfamilie Vogt hat wirklich ein aktives Betätigungsfeld und ist aus ihrem Nischendasein hervorgetreten.
Zum Schluss möchte ich noch mit einem Zitat von Adolph Kolping unser gesamtes Tun und Schaffen zum Ausdruck bringen: „Wir können viel, wenn wir nur nachhaltig wollen. Wir können Großes, wenn tüchtige Kräfte sich vereinen.“