Wie wollen wir morgen Kolping sein?

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Der Digitale Stammtisch im November webte ein Netz von Gedanken rund um die Frage, wie wir morgen Kolping sein wollen.

Wie sind wir glaubwürdig Kolping in der Kirche von morgen? Der Diözesanrat der Diözese Rottenburg-Stuttgart hat am vergangenen Wochenende entschieden, die gesamte Diözese neu zu ordnen und in 50-80 sogenannten Raumschaften neu zu formieren. Der Rückgang der Kirchenmitgliederzahl, des Personals und der Finanzressourcen sind Gründe dafür. Diese neue Konstellation, die bis Ende 2026 abgeschlossen sein wird, betrifft auch Kolping und unsere Kolpingsfamilien.

Als Kolpingsfamilien sind wir auf Augenhöhe mit den zukünftigen Kirchorten innerhalb der Raumschaften. Wir sind ein eigener Kirchort. Das ist ein sehr emanzipatorischer Gedanke und schafft uns viele neue Möglichkeiten. Wir können unsere Stärken mit neuem Schwung einsetzen. Unsere besonderen Stärken, das sind zum Beispiel:

  • Wir haben das Ohr ganz nahe bei den Menschen
  • Wir sind mit unterschiedlichen Formaten sozial und politisch engagiert – in sozialen Projekten, in der politischen Meinungsbildung, …
  • Wir bieten Menschen Heimat
  • Wir sind experimentierfreudig und können es noch mehr werden
  • Wir sind demokratisch aufgestellt – vorbildhaft für kirchliches Handeln
  • Wir stärken Menschen zu gelingendem Leben und sind füreinander und für andere Seelsorger*innen

Diese Stärken in der Gemeinschaft von Kolpinggeschwistern in Zukunft einzusetzen, macht unser Profil in der Kirche der Zukunft aus. Wir können uns in aller Freiheit dort engagieren, wo wir spüren, dass Not ist. Wir legen den Finger in die Wunde und versuchen, mit unserem Engagement etwas zu verändern, wenigstens zu erleichtern. 

Wir können uns überall dort engagieren, wo es sogenannte Leerstellen geben wird, weil wichtige Aufgaben von Kirchengemeinden aufgegeben werden. Deshalb steht es uns gut an, neue Gottesdienstformate zu entwickeln, die vom Weiheamt unabhängig sind. Das klingt vielleicht revolutionär; zugleich entspricht es unserem geistlichen Profil als Getaufte. 

An die Kirchorte können Menschen auf ganz unterschiedliche Weise anknüpfen. Für die einen sind sie Verweilorte, für die anderen Kontaktorte oder Bleibeorte. Diese Sichtweise führt auch uns als Kolpingsfamilien weiter. 

Ein Bleibeort ist Kolping für diejenigen Mitglieder, die uns nahestehen und den Kontakt halten und sich engagieren. Sie ziehen andere an, die zu fragen beginnen, was uns motiviert. Für andere sind wir Verweilorte; ihnen tut es gut, bei uns zu sein. Für wieder andere sind wir Kontaktort. Sie sind hin und wieder da. Sie willkommen zu heißen und sich freuen, dass sie dabei sind, ist wesentlich für jede Form von Kontakt.

Um unsere Kolpingsfamilien zu stärken in ihren Aufgaben, haben wir uns im Diözesanvorstand und in der Geschäftsstelle vorgenommen, in der nächsten Zeit zu allen Kolpingsfamilien telefonischen Kontakt aufzunehmen. Außerdem haben wir eine AG „Kolping in der Kirche der Zukunft gegründet, in der die Mitglieder des Facharbeitskreises „Im Heute glauben“, Vorstandsmitglieder und eine Vertreterin der Geschäftsstelle sind. Diese Arbeitsgruppe hat ihre Arbeit bereits aufgenommen und wird stärkende Anregungen für Kolpingsfamilien in einer Zeit großer Veränderung erarbeiten.

Claudia Hofrichter