Wir sind Kolping, Menschen dieser Welt - Wallfahrt des Bezirks Tübingen-Horb

50 Kolpinggeschwister waren im Oktober bei der Bezirkswallfahrt in Rottenburg dabei. Ihr Weg führte sie quer durch Rottenburg, vom Dom bis nach St- Moriz.

Deutlich erkennbar zeigten sich 50 Kolpinggeschwister als Menschen dieser Welt bei der Bezirkswallfahrt: Mit Banner und viele mit einem orangefarbenen Farbtupfer an der Kleidung. Vom Dom nach St. Moriz ging der Weg –  unterbrochen an gesellschaftlich wichtigen Stationen in Rottenburg. 

Vor dem Dom inspirierte uns die Geschichte vom wieder sehenden Bartimäus dazu, aufmerksam und mit wachen Augen wahrzunehmen, was um uns herum geschieht, wer uns begegnet, was wir sehen und eventuell auch übersehen. Auf dem Marktplatz vor dem Dom sind immer viele Menschen unterwegs: Familien, Einzelne, traurige und sorgenvolle Gesichter, frohe und lachende Leute, Einheimische und Menschen anderer Nationalitäten. Auf sie ein Auge zu haben und achtsam zu sein, das hatten wir uns für unseren Weg vorgenommen.

Das jüdische Denkmal am Metzelplatz, entworfen von dem Künstler Ralf Ehmann, stellte uns die Frage, welche Spuren wir einmal hinterlassen wollen. Rolf Seeger von der Kolpingsfamilie Rottenburg erschloss uns das Denkmal. Der Metzelplatz reiht sich ein in die Gedenkorte für die Opfer des Nationalsozialismus, dem Gedenkort für den Bekennerbischof Joannes Baptista Sproll am Portal des Bischöflichen Palais und dem Ort des Gedenkens an den württembergischen Staatspräsidenten Eugen Bolz. In Erinnerung an die Geschichte und so manche Entwicklung in heutiger Zeit stand am Ende dieser Station ein Gedanke der Autorin Elisabeth Büchle, die eine ihrer Figuren in einem Roman über die Nazizeit sagen lässt: „Wenn die Massen all das ungefiltert hinnehmen, was wenige sagen, muss sich niemand wundern, wenn die Massen kurz darauf tun müssen, was die wenigen sagen.“ Nachdenklich machten wir uns wieder auf den Weg.

Am Nepomukhaus empfing uns der Hausherr Ernst Heimes. Der lebenserfahrene Pädagoge erwarb das Haus am Ufer des Neckars nach seinem Ruhestand und begann dort soziale Arbeit. Er unterstützte junge Männer aus Gambia, die nach ihrer Flucht in Rottenburg Aufnahme fanden und half ihnen Orientierung zu finden oder nach krummen Wegen wieder in die Spur zu kommen. Junge Menschen auf der Suche nach einer Lehrstelle läuten bei ihm und er nutzt sein Netzwerk, ähnlich bei der Wohnungssuche. Er traut sich auch, kleine Geldbeträge zu verleihen in der Hoffnung, es zurück zu bekommen. Vertrauen ist alles, sagt er. Wenn er einmal enttäuscht wurde, macht er weiter. Es geht immer um gute, tragfähige und Vertrauen schenkende Beziehungen. Das bedeutet Würde für ihn. Die ehemalige Scheune an seinem Haus hatte er zusammen mit einem Jugendlichen eigens für uns gastfreundlich gerichtet. Welch‘ eine Wertschätzung für uns.

In der Morizkirche überraschten uns der Apostel Paulus und Adolph Kolping mit einem Dialog aus ihrer Begegnung zwischen Köln und Korinth. Paulus war es wichtig, uns sein Lied der Liebe aus 1 Kor 13 mitzugeben. Adolph Kolping kommentierte die Verse mit seinen Worten. Eine tiefe Botschaft für Kolpingmenschen, ihre Gaben und Begabungen in ihrem Engagement einzusetzen. Vertraut den Wegen, die ihr geht, vertraut den neuen Wegen, auf die ihr geführt werdet.

Geleitet wurde die Wallfahrt von Claudia Hofrichter, die das Amt der Bezirkspräses/Geistlichen Leitung im Frühsommer übernommen hatte.

Die Kolpingsfamilie Rottenburg lud zu Kaffee und leckeren Kuchen in ihr Kolpinghaus ein. Die Zeit verging wie im Flug. Danke für die Gastfreundschaft und alles Engagement der fleißigen Hände im Hintergrund und Vordergrund. Bezirksvorsitzender Manfred Schäfer dankte allen, die eine Aufgabe übernommen hatten, und allen, die dabei waren.

Claudia Hofrichter