Wüstenorte werden zu Lebensorten

Collage: Gertraud Becking, KF Ergenzingen

Mit dem Kolping-Gedenktag schloss die Kolpingsfamilie Ergenzingen ihr Jubiläumsjahr ab und wurde noch einmal reich beschenkt.

 

Adolph Kolpings 211. Geburtstag, unser 75. und der 2. Advent waren Anlässe genug, um zu danken und zu feiern. Wir sind glücklich und zufrieden über unser Jubiläumsjahr, in dem wir mit unserer Vielfalt an besonderen Veranstaltungen nicht nur unsere Mitglieder, sondern viele andere Menschen erreichten. 

Jetzt am Kolpinggedenktag feierten wir ausgiebig Gottesdienst. Wie Wüstensorte zu Lebensorten werden können, das bedachten Walter Humm, Claudia Hofrichter und Oberbürgermeister Stephan Neher in ihrem Trialog. Claudia Hofrichter machte aufmerksam auf einen Impuls des Journalisten und Politologen Martin Hecht, der unserer Gesellschaft Demut empfiehlt als eine Haltung, die wegführt vom primären Auf-sich-selbst-Schauen hin zu einem wieder stärker gemeinwohlorientierten Handeln. 

Walter Humm wies darauf hin, dass unsere Gesellschaft ohne das ehrenamtliche Engagement nicht funktionieren kann und es um die Anerkennung dieses Engagements, das circa 30 Millionen Bürgerinnen und Bürger leisten, geht. Oberbürgermeister Stephan Neher, Rottenburg, betonte, dass wir alle vom Wachstum in unserer Gesellschaft verwöhnt sind, doch wir können nicht immer nur wachsen. Wir dürfen Einbußen im Wachstum nicht gleich als Katastrophe darstellen. Die Grenzen des Wachstums gab es immer, wichtig ist, dies auch wahrzunehmen und als Normalität zu begreifen, die dann auch wieder der Veränderung unterzogen ist. Klagen und Jammern geht schnell. Die Demokratie infrage zu stellen ebenso, doch sie hat keine wirkliche Alternative. Für Winston Churchill war die Demokratie keineswegs die beste aller Staatsformen, sondern eben nur die beste der bis zu seiner Zeit erprobten. Und das bleibt sie bis heute. 

Ein weiterer Aspekt galt dem Thema Ökologie: Ökologie ist an Ökonomie und Schulden gekoppelt. Wir können heute nicht ökologische Projekte umsetzten und die Kosten dafür unseren Kindern und Enkeln aufbrummen. 

Auf jede und jeden von uns kommt es an, dass aus Wüstenorten Lebensorte werden. Auf jeden und jede kommt es an, die Herausforderungen unserer Zeit mitzugestalten zum Wohl aller. Das war auch der Tenor der Talkrunde am Nachmittag zu den 4 G „Gerechte Teilhabe, ganzheitliche Nachhaltigkeit, gesellschaftlicher Zusammenhalt und gelebter Glaube“. Wir sind alle verantwortlich wie es mit unserer Gesellschaft und der Welt weitergeht. Bei den heutigen Möglichkeiten, sich hohes Informationswissen anzueignen, kann keiner mehr sagen, er habe politische Entwicklungen nicht mitbekommen oder erkennen können. Aus der Geschichte zu lernen, ist das Gebot der Stunde, wenn man ahnt, dass sie sich in neuem Gewand wiederholen könnte.

Bilder von Veranstaltungen aus dem ganzen Jahr zeigten, wie wir als Kolpingsfamilie Lebensorte schaffen und stärken können. Dazu gehörte unser Klimagipfel, die Eröffnung des Adolph-Kolping-Stationenweges , unsere jährliche Theatersaison mit dem Motto „Wir spielen und spenden“, unser jährlicher Crêpes-Stand auf dem Ergenzinger Weihnachtsmarkt, dessen Gesamterlös wir immer spenden – in diesem Jahr an die Soziale Arbeit des Nepomukhauses Rottenburg und an den Verein „Eselsbrücke – Kranke Kinder in der Schule e. V.“, unsere Bildungspatenschaft in Ghana, und vieles mehr.

Kreativ zeigten sich alle Teilnehmenden als sie in Gläsern ihre persönlichen Wüsten zu blühenden Orten werden ließen. Siehe Fotocollage. Alle, die da waren, freuten sich an der Gemeinschaft und Begegnung, sprachen viel miteinander und vergewisserten sich, wer wir als Kolpingmenschen füreinander und für die Gesellschaft sind. Wir blieben gerne und lange beisammen und ließen den Festtag ausklingen.

Text: Claudia Hofrichter