Im Workshop haben die Kolpingsfamilien Ergenzingen und Giengen berichtet, wie sie Menschen, die nach ihrer Flucht in unserem Land Schutz und Zukunft suchen, begleiten und damit zur Integration beitragen.
Inspirierende Gespräche, freundliche und manchmal nachdenkliche Gesichter, zugewandte Gesten – so lässt sich die Begegnung zwischen Teilnehmenden am Verbändetag und Maryam und Marina Polis und Revan Kara zusammenfassen. Maryam, Marina und Revan kommen aus dem Irak. Sie sind chaldäische Christen. In Ergenzingen haben sie Schutz gefunden. Nach zehn Monaten, manchmal bangem Warten, wissen sie seit Weihnachten, dass sie in Deutschland bleiben und auf eine gute Zukunft hoffen dürfen. „Das war das schönste Weihnachtsgeschenk!“ Darin sind sich die Drei einig. Sie tun viel, um sich gut einzuleben. Sie sprechen bereits sehr gut Deutsch, stellen viele interessierte Fragen. Maryam und Marina sind Kolpingmitglieder geworden und engagieren sich zusammen mit den Gruppenleiterinnen in den Kindergruppen. Revan ist engagierter Sportler und knüpft im Sportverein Kontakte.
Interessiert hörten unsere Teilnehmenden von der besonderen Form der Marienverehrung, von der Revan erzählte. Im Dezember beten sie täglich einen Rosenkranz mit vier Gesätzen: Maria, die Jesus geboren hat – Maria, die Jesus in Windeln gewickelt hat – Maria, die Jesus mütterliche Küsse gegeben hat – Maria, die Jesus gestillt hat. Von dieser Art zu beten war auch die Ergenzinger Kolpingsfamilie fasziniert, als in ihrer Maiandacht ein Teil dieses Rosenkranzes gebetet wurde, berichtet Claudia Hofrichter. In Giengen, so berichtet Robert Werner von der dortigen Kolpingsfamilie, werden regelmäßig Gottesdienste mit und von syrischen Familien vorbereitet gefeiert. „Wir leben miteinander, wir gestalten miteinander. Deshalb bereiten wir auch nichts für andere vor, sondern mit ihnen. Dann trägt es“, ist Robert Werner überzeugt.
So war es dann auch beim Begegnungsabend, den die Ergenzinger Kolpingsfamilie zusammen mit der Katholischen Kirchengemeinde geplant hatte. Gemeinsam wurden interkulturelle Erzählungen in vier Sprachen ausgewählt, alle brachten etwas zu Essen mit, gemeinsam wurde getanzt. Apropos Essen – das gehört zu allen Begegnungen dazu. Das erleichtert das Reden. Auch unbequeme Themen können besprochen werden, wenn die gegenseitige Wertschätzung stimmt.
Miteinander etwas tun, das überwindet Fremdheit. Davon konnten sich die Teilnehmenden am Workshop überzeugen. Sie konnten jede Frage und jedes Thema anschneiden. Revan, Marina und Mariam gingen ganz selbstverständlich darauf ein.
Zuhause sein unter Fremden – dass dies möglich ist, haben die Teilnehmenden vom Workshop mitgenommen. Davon sind die Giengener und die Ergenzinger Kolpingsfamilien überzeugt und initiieren deshalb gerne immer wieder Begegnungen und Gottesdienste; sie begleiten gerne die Schutzsuchenden. Eine schöne Erfahrung ist dann, wenn aus Fremden Freunde werden.
Claudia Hofrichter